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Generell finde ich die Schweiz- und Europazentriertheit des Artikels etwas schwierig. Ich kann verstehen, dass man das "heimische" Publikum durch Lokalbezug und damit Relevanzherstellung "abholen" möchte. Doch neben dem detailliert beschriebenen Tathergang des Ehepaars Ernst heisst es zu den Folgen der "double ten riots" bloss "weitere 60 Todes­opfer fordern und grossen materiellen Schaden anrichten".

In der Times konnte man immerhin lesen: "By the afternoon of the second day, as spotter planes wheeled overhead and tear-and vomit-gas bombs popped wildly, Hong Kong's Acting Governor Edgeworth B. David at long last ordered British troops into the troubled areas, soon swept the rioters off the streets. In the debris stretcher-bearers found a shoe containing a human foot. There also were 47 dead, almost all of them rioters destroyed by the terror they had fed. Nearly a hundred stores and buildings had been sacked and burned, and a pall of the smoke of burning loot hovered over Kowloon. Governor David ordered the first curfew in Hong Kong's history. Military forces and police moved in to mop up a fiercely resisting core of rioters, arrested 3,000 Chinese suspected of provoking or leading rioters."

Und auch der ausklappbare Erklärtext schreibt lapidar: "Hongkong war von 1843 bis 1997 eine Kolonie Gross­britanniens." Aber nichts dazu, WIE es zur Kolonialisierung kam und WIE die Herrschaft der Briten über die Chinesen aussah. "Der Unmut gegenüber den Besatzern" wuchs nämlich nicht erst seit dem "Ausgang der Suez­krise von 1956".

Immerhin wird im Artikel die "politisch rechtlose und grösstenteils bettelarme Bevölkerung" in den "slum­ähnlichen Siedlungen" erwähnt. Doch WIE kam es dazu? WIE sah das Leben der anonym und gesichtslos gehaltenen Chinesen aus?

Erwähnt werden müsste mindestens die Geschichte um die Opium-Kriege, die Kanonenboot-Politik der Briten, deren Landnahme (u. a. auch Shanghais), die de facto Militärdiktatur, die gewaltsame Verschleppung Hunderttausender Chinesen zum Aufbau der Industrie, der völkerrechtswidrige "Kulihandel", also praktisch Sklavenarbeit und die extreme Reduktion der Lohnkosten – wie in Indien, Singapur und anderen Teilen des ehemaligen britischen Weltreichs – durch Kinderarbeit.

Daraufhin auch die Geschichte des Widerstands wie die Auflehnung gegen die Besatzungsmacht in Hongkong ein Jahr vor dem "Boxeraufstand" aufgrund des geplanten Baus der Eisenbahn von Kowloon nach Kanton. Dann die Rebellion nach dem "Massaker vom 30. Mai" 1925, auf das der 16 Monate währende "Kanton-Hongkong-Streik" folgte, in der die Nationale Volkspartei Chinas (Kuomintang) und die Kommunistische Partei Chinas (KPCh) erstmals sich zu einer Einheitsfront vereinten.

Es würde mich freuen, wenn die folgenden Teile nicht nur auf diesen historischen Kontext näher eingehen, sondern auch auf die "normale" Bevölkerung Hongkongs und deren soziale Bedingungen. Ansonsten würde die Serie aktuellen Standards, wie man Globalgeschichte erzählt, nicht genügen. Was schade wäre. Nicht zuletzt für die Republik.

https://de.wikipedia.org/wiki/Hongk…ronkolonie
https://de.wikipedia.org/wiki/Erster_Opiumkrieg
https://de.wikipedia.org/wiki/Ungleiche_Verträge
https://de.wikipedia.org/wiki/Kuli_(Tagelöhner)
https://de.wikipedia.org/wiki/Boxeraufstand
https://de.wikipedia.org/wiki/Bewegung_des_30._Mai

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Daniel Meyer
Korrektor Republik
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Der Autor Ernst Herb hat hier in drei kurzen Teilen die Geschichte des Überfalls auf das Ehepaar Ernst und den Taxifahrer dargestellt, keine Globalgeschichte von Hongkong geschrieben. Ich finde das durchaus gelungen und spannend erzählt.
Sie haben hier sehr fleissig alles Mögliche aus der früheren Geschichte von Hongkong verlinkt, unter anderem den Wiki-Beitrag zum Ersten Opiumkrieg, der über hundert Jahre vor der beschriebenen Taxifahrt stattfand. Wenn Sie dazu in alle möglichen Richtungen weiterforschen wollen, dürfen Sie das jederzeit gerne tun, das mache ich selber ja auch sehr gerne und finde ich spannend. Aber es war nicht der Ansatz dieses Dreiteilers, die Geschichte von Hongkong der letzten zweihundert Jahre erschöpfend abzuhandeln. Schöne Grüsse!

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Es geht doch nicht darum, die Geschichte von Hongkong "erschöpfend abzuhandeln", aber die Geschichte VOR der Tat beginnt nun mal mindestens ab dem Handelskrieg zwischen China und Grossbritannien. Wie sonst soll man den "Unmut gegenüber den Besatzern", der in die "double ten riots" eskalierte, verstehen können?

Diese VOR-Geschichte hätte wenigstes im ausklappbaren Teil etwas ausführlicher skizziert werden können als mit "Hongkong war von 1843 bis 1997 eine Kolonie Gross­britanniens." Da man nicht davon ausgehen kann, dass diese Geschichte Allgemeinwissen ist.

Die Global- und Kolonialgeschichte wird denn auch vom Autor selbst immer wieder ins Spiel gebracht, wobei hier vor allem die für Europa relevantere Suez-Krise und der Kalte Krieg Erwähnung findet.

Es bleibt dabei, WENN hauptsächlich die Ursachen und Wirkungen dieser Riots für ein Schweizer Paar beleuchtet wird, die Ursachen und Konsequenzen aber für Hongkong-Chinesen unterbeleuchtet, dann ist der Artikel, so spannend er sein mag, euro-, ja schweizzentrisch.

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Weltbürger
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Super Serie! Ich liebe solche Beiträge. Spannend und interessant. Gratuliere.

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Albert America
Grafik und Webdesign
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Spannend. Geschichte mit Bezug zu Heute. HongKong war und bleibt ein wichtiger Punkt. Der Beitrag kommt daher wie ein Politkrimi. Die schöne Illustration bringt Stimmung. Fähre in HongKong, Taxi und im Zentrum das "Swissair-Täschli". Danke, freue mich auf die kommenden Teile.

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"Li Chun, der 1956 bei den Unruhen in Kowloon beinahe getötet worden ist" und "Drei Monate später kommt es zum Prozess. Taxifahrer Li Chun ist neben Fritz Ernst einer der Haupt­zeugen."

Interessant, denn im damaligen Artikel "Trouble on the Double Tenth" der "Time" vom 22. Oktober 1956 (wiederabgedruckt in "The Pagoda") steht folgendes: "The escaping driver fell into the arms of the mob, who doused him with gasoline and cremated him on a bed of bubbling asphalt."

Was stimmt denn nun? Falls ersteres müsste auch der entsprechende Wikipedia-Eintrag korrigiert oder zumindest eindeutig machend ergänzt werden.

https://web.archive.org/web/2008121…97,00.html
https://ufdcimages.uflib.ufl.edu/AA…3_60SM.pdf
https://en.wikipedia.org/wiki/1956_…ite_note-4

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Daniel Meyer
Korrektor Republik
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Guten Tag Anonym, ja, das haben wir auch festgestellt und überprüft. Sehr spannend, der Beitrag, den Sie in "The Pagoda" entdeckt haben! Der Taxifahrer Li Chun scheint allerdings erst im Mai 1959 bei einem Autounfall in einem anderen Stadtteil ums Leben gekommen zu sein. Wir kommen in Teil 2 etwas ausführlicher darauf zurück.

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Faszinierend.

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NL
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· editiert

Da ich schon eine Weile auf einen Beitrag über die Massentierhaltung warte, bin ich enttäuscht über dieses aus meiner Sicht weniger dringendes Thema, das jetzt in drei Folgen erscheinen soll.
Ich hoffe es wird bald gekämpft für ein JA der Initiative. Herzlicher Gruss, JW

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