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Berührender Text, danke. Etwas verblüfft hat mich die Ankündigung, jetzt habe das Kino Alzheimer entdeckt. In Still Alice bspw. entwickelt Julianne Moore schon 2015 in einer sehr eindringlichen Darstellung eine Frühdemenz. Ebenso bemerkenswert etwa die dokumentarische Darstellung der dementiellen Entwicklung seiner Mutter Gretel durch den Filmemacher David Sieveking 2012 in Vergiss mein nicht. Alzheimer ist in Film und Literatur doch schon lange ein Thema.
Was sich in beiden Filmen mit der Besprechung hier deckt: auch da sind die wirtschaftlichen Verhältnisse der Betroffenen und ihrer Familien überdurchschnittlich, was dem Krankheitsbild ein bisschen etwas von seinem Schrecken nimmt. Dass wir eigentlich nicht gebaut sind, um so alt zu werden, wie wir es dank hervorragender Lebensbedingungen häufig können, darauf weisen die stark zunehmenden Demenzen mit nicht zu übersehender Penetranz hin.
Liebe Frau J., das stimmt, es gibt zahlreiche Beispiele in Literatur und Film (siehe Verlinkung der Filmliste am Ende des Textes); Natürlich behaupte ich nicht, es gebe diese Filme „erst“ jetzt; davor hätte das Thema keine Beachtung gefunden. Das „jetzt“ im Teaser bezieht sich auf die besprochenen Filme, die beide dieses Jahr im Kino anlaufen. Die Fülle der Filme ist allerdings beachtlich, da haben Sie vollkommen recht!
Danke für den Text. Sie zitieren Julius Popp: «Eine fatale Verkürzung. Das ist ein Mythos, der nicht stimmt. Man kann sowohl gegen Demenzen im Allgemeinen als auch gegen die Alzheimererkrankung im Besonderen sehr viel machen." Hat Ihnen Popp auch gesagt, WAS man machen kann?
Liebe Frau del Buono, das hat er; tatsächlich gibt es sowohl medikamentöse als auch psychotherapeutische Behandlungsansätze, die jedoch stark unterschiedlich sein können, je nachdem, welche körperlichen oder psychischen Beschwerden bei der Patientin oder dem Patienten zusätzlich zur Demenz noch auftreten. Erst kürzlich wurde in den USA trotz Diskussionen auch ein Medikament zugelassen, das die Plaques im Gehirn abbauen soll, für weitere Lektüre empfehle ich diesen Artikel: https://www.nytimes.com/2021/06/07/…-drug.html
Merci!!
Ausserhalb den medikamentösen und psychotherapeutischen Ansätzen, (wenn Psychoth. dann noch möglich ist),
gibt es spezielle Betreuungs,-Aktivierungs- und Pflegemodelle. Auch für zuhause teilweise möglich.
(Via Psychspitex, Spitex, Pro Senectute, Alzheimervereinigung, Tageskliniken, geschulte Betreuungspersonen mit Kenntnissen. Private Betreuungspersonen, Angehörige demnächst, können übrigens bei der IV (Hilflosenentschädigung) einen gewissen Betrag mittels einem Antrag, einen "sogenannten" Lohn bekommen. Den Arzt miteinbeziehen.)
Und dann gibt es die Mitmenschen, welche das Gespür haben und Vortreffliches leisten. Z.B. in der Nachbarschaft.
Die Filme sind bestimmt möglichst gut nachgespielt. Mir sind Dokumentarfilme mit Betroffenen lieber.
Trotzdem, eine bemerkenswerte Leistung aller Beteiligten.
Was es aber wirklich heisst, sich persönlich Betroffenen emotional und empathisch und mit viel Geduld, in Ruhe, aber auch mit Abgrenzung anzunehmen, weiss nur, wer betreut, begleitet, sich in die Welt des anders orientierten Menschen hinein denken und fühlen kann. Wer weiss, wie der Partner früher war. Wer auf die Ressourcen schaut und nicht nur auf die Defizite. Je besser die Partnerschaft ist, umso mehr ist möglich. Biografisches Wissen ist unbedingt nötig. Ebenfalls gute Informationen über die dementielle Entwicklung, die Verfassung und den Umgang mit dem Betroffenen. Der gekonnte Umgang kann Medikamente ersetzen.
Leider sind Angehörige oft überfordert. Ist verständlich. Es gibt auch die, welche sich auch nicht mit der Krankheit auseinander setzen, z.B. Fachliteratur lesen und sich schulen lassen in Kursen. Beispiele: Wie gehe ich im Alltag mit meinem Partner um. Gelingt mir evtl. humorvoll und mit Ablenkung etwas, anstatt mit Kritik? Oder auf etwas beharren, das in der Wahrnehmung des anderen nicht mehr möglich ist? Was braucht es für Aenderungen innerhalb der 4 Wände. Bin ich bereit den Partner in die Öffentlichkeit mit zu nehmen. Sogar ins Konzert, wenns noch geht? Egal, was andere denken? Auch wenn er mich beschimpft?
Hole ich Unterstützung, auch nachts, und gönne mir auch Auszeit? Kann ich loslassen? Auch, wenn es mir nicht danach zu Mute ist? Was ist denn mit meinem schlechten Gewissen los, das ich eigentlich nicht haben müsste?
( ich habe die männliche Schreibform gewählt)
Lieber Herr Seiler, das hat den einfachen Grund, dass sich der Artikel auf die aktuellen Filme konzentriert.
Sehr gute Demenz-Filme, die ebenfalls etwas älter sind und es nicht in den Text geschafft haben, sind «Still Alice» (der auch hier im Dialog schon vermisst wurde) und «The roads not taken» mit Javier Bardem. Zum Thema Altern und Familie im Allgemeinen empfehle ich die Filme «August: Osage County» (und das gleichnamige Theaterstück) und «Amour» von Michael Haneke, es gibt aber natürlich noch so viele mehr! «Small World» zum Beispiel habe ich selbst nicht gesehen, ich danke Ihnen für den Tipp.
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