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Was soll denn diese völlig deplatzierte und plump suggestive Frage, ob "der Eindruck täuscht", dass Guy Parmelin "in erster Linie ein engagierter Bundesrat für die Bauern ist"? Hat man von den Autoren des Berichts schon jemals gelesen, dass der Eindruck besteht, dass sich Simonetta Sommaruga in erster Linie für Musikerinnen oder für Konsumenten engagiert, oder Doris Leuthard in erster Linie für Anwälte? Mir ist ziemlich schleierhaft, woher Dennis Bühler und C. M. diesen "Eindruck" haben wollen und habe selber vielmehr den Eindruck, dass sie einfach die Gelegenheit nutzten, dem von ihnen verhassten SVP-Bundesrat beiläufig eins auszuwischen.
Damit bin ich absolut einverstanden. Ich finde die Berichterstattung generell gut und auch richtig. Aber spätestens beim letzten Interview, wo zur Sprache kam, dass eine Doktorandin sich nun mal nicht für einen 9-5 Job beworben hat, was hier auch wieder impliziert wird, war für mich klar, jetzt wäre es an der Zeit für einen Beitrag aus Sicht der Doktorand*innen und insbesondere der psychischen Belastung, die aus meiner Erfahrung definitiv dazu beiträgt, dass viele begabte Frauen aussteigen
(J)etzt wäre es an der Zeit für einen Beitrag aus Sicht der Doktorand*innen und insbesondere der psychischen Belastung, die aus meiner Erfahrung definitiv dazu beiträgt, dass viele begabte Frauen aussteigen.
Das kann ich nur unterstützen! Aus eigener Erfahrung auch folgende Zitate:
Daneben ist die mit der Doppel- oder sogar Dreifachbelastung aus Arbeitsverhältnis, wissenschaftlicher Qualifizierung und Kinderbetreuung einhergehende Überarbeitung nicht zu unterschätzen. (Der Spiegel)
Cultivating a lab culture that aims for work-life balance and productivity, rather than burnout and presenteeism, is key. (Nature)
Dazu diese Artikel:
Lieber Nino
Ich verstehe Deine beiden Voten nicht ganz. Einerseits redest Du von Suggestivfragen und andererseits davon, dass man de "Punkt durchdrücken will, dass mit dem Doktorat alles in Ordnung sei".
Lese ich nun folgende Fragen:
Sie waren selbst ETH-Doktorandin. Wie haben Sie diese Zeit erlebt – und waren Sie je von Sexismus betroffen?
Mussten Sie viel arbeiten, vielleicht sogar zu viel?
Ist ein ETH-Doktorat überhaupt kompatibel mit dem Schweizer Arbeitsgesetz?
Dann ist es kein Unglück, wenn ein Doktorat ausgesprochen hart ist?
Dann sind es doch explizite Ja-Nein-Fragen, die eine skeptische Haltung gegenüber den Arbeitbedingungen anzeigen. Gab es Sexismus, ist es zu viel, ist es gesetzeskompatibel, gilt es als "normal", ja gar erwünscht, dass es hart ist.
Also wenn die Fragen etwas suggerieren sollen, dann, dass an der ETH/EPFL die Arbeitsbedingungen eben suboptimal, wenn nicht gar "schlecht", und eben "nicht alles in Ordnung" sind.
Oder wie liest Du das?
Dass ein Doktorat kein Zuckerschlecken ist, ist klar. Ganz offensichtlich ist es mir dem (sehr laschen) Arbeitsgesetz der Schweiz nicht wirklich vereinbar. Sonst wäre die Frage nicht so ausweichend beantwortet worden. Ja, das Arbeitsgesetz ist da um die Angestellten zu schützen. Mit der gegebenen Antwort könnte man jeden Missbrauch rechtfertigen: Es ist ja niemand gezwungen unter diesen Bedingungen zu arbeiten... Damit wird der Schutz aller vor missbräuchlichen Arbeitsbedingungen eine Lachnummer.
Genauso wie die Umgehung des Verbots von Kettenverträgen (ständige befristetet Neuanstellung über mehrere Jahre hinweg) an der ETH einfach auf dem Buckel der Angestellten so aussieht, dass nach Jahren keine Fixanstellung kommt, sondern die Kündigung, weil eine weitere (befristete) Anstellung nicht mehr legal ist...
Sorry, aber Respekt vor den Rechten der Schwächeren geht anders...
Die Meinungen über die Anforderungen/Ziele eines Doktorats scheinen stark auseinanderzugehen. Manche sehen darin eine Art Spitzensport, wo Höchstleistungen nur unter grosser Hingabe/Verzicht auf normale Arbeitsverhältnisse erreichbar sind. Andere (offensichtlich auch Doktorierende) gehen eher davon aus, dass die nötige Leistung auch unter geregelten, allgemeinverträglichen Arbeitsbedingungen erreicht werden kann.
Dieser grossen Unterschiede in der Betrachtung des Doktorats müssten meines Erachtens ausgeräumt werden, sonst ist ewiger Ärger in diesem System doch irgendwie vorprogrammiert?
Die spezifischen Anforderungen dürften sich von Doktorat zu Doktorat, je nach Fachgebiet und Betreuerin unterscheiden. Sie sollten von Anfang an allen Beteiligten klar gemacht und mit ehrlichen* Verträgen geregelt werden. Und wenn Spitzensportlerinnen-Leistungen mit Arbeitsgesetz-konformen Verträgen nicht möglich sind, ja, dann muss man entweder das Arbeitsgesetz anpassen oder aber den Leistungsdruck hinterfragen bzw. Ziele neu definieren.
*in biologischen Disziplinen war es an der Uni Zürich zumindest früher üblich, Doktorierenden aus Geldmangel einen 50% Vertrag anzubieten. Ehrlich wäre in vielen Fällen gewesen, einen 50h Arbeitsvertrag zu 2'500 Franken Lohn anzubieten.
Das mit der 50% (falls überhaupt) Anstellung ist an der Uni ZH meines Wissens immer noch üblich, nicht nur in der Biologie. Das Doktorat wird ja eher als Erweiterung des Studiums angeschaut. Und für das Studium musste ja bezahlt werden und es wurde ja auch keine Anstellung gemacht. Die Teilzeitanstellung ist ja eher das Goodie, welches man/frau erhalten kann, wenn dem/der Prof. genehm und genügend Mittel vorhanden oder akquiriert werden. Damit sind ja dann meist zusätzliche Pflichten verbunden, welche mit der eigentlichen Forschung wenig am Hut haben. Ein Recht auf Anstellung und Doktorat gibt es ja nicht. Dennoch: Wenn angestellt wird, dann muss das dem Arbeitsrecht entsprechen und ein respektvoller Umgang gehört zur Minimalstandard.
Machen wir uns nichts vor: Die (Möglichkeit zur) universitäre(n) Ausbildung ist nach wie vor weitgehend von sozialer Schicht / Klasse abhängig. WerkstudentInnen haben es zunehmend schwerer mit dem verschulten System ein Studium zu machen, schon gar nicht eines, welches nach Interessen statt nach Punkten funktioniert.
In elitären (ob sie es inhaltlich sind, sei dahingestellt) Organisationen ist wenig Bewusstsein vorhanden für ArbeitnehmerInnenrechte. Das lässt sich auch dort beobachten, wo die AkademikerInnen ausserhalb der Akademien (später) arbeiten. Entsprechend fehlt das Bewusstsein für Abgrenzung Arbeitszeit/Freizeit oder Rechte von ArbeiterInnen und Angestellten. So habe ich als Angestellter z.B. schlicht das Recht, dass mich meine Arbeit nicht die Bohne interessiert und ich sie nur zum Brötchen verdienen mache - solange ich den abgemachten Pflichten nachkomme. Scheint schwer vorstellbar zu sein, doch frag mal den Paketboten, der das nächste Amazon-Päckchen verteilt.
Wir hatten das schonmal - lassen Sie diese persönlichen Unterstellungen. Letzte Warnung.
Ein Doktorat ist weit weg von einer normalen Anstellung. Vielleicht wurde das nicht ganz präzise kommuniziert. Von Null auf 100 in der Spitzenforschung innert 3 Jahren geht nicht mit einer 40 Stunden Woche. Während Angestellte wie ueblich die Arbeitszeit erfassen müssen, trifft das fuer Doktoranden nicht zu. Bei uns zB sind die Messgeraete 24/7 ausgelastet, bedeutet auch am Wochenende, und ueber Nacht. Man muss nicht 24 Stunden vor Ort sein, aber vielleicht an einem Samstag oder Sonntag die Proben wechseln. Man muss sich nicht grad prügeln um überhaupt Messzeit zu bekommen, aber in dieser Richtung. Es geht eher in die Richtung das Privileg zu bekommen überhaupt messen zu dürfen. Irgendwo anders auf der Welt ist an einem Institut vielleicht nur eine alte Maschine, welche dauernd kaputt ist, und wir haben mehrere Neuere. Das dem so bleibt, zuvorderst zu sein, und das Neuste zu haben geht nur mit Resultaten. Geht nur mit einem ausserordentlichen Einsatz. Wie gesagt von Null weg. Die Beginnenden haben einen Master, bedeutet viel Theorie, eine Einarbeitung in ein Thema aber nicht spezialisiert. Die Spezialisierung kommt in einem Doktorat. Weshalb das in 3 Jahren geschehen muss ? Weil der Nationalfond fuer ein Doktorat nur die ersten drei Jahre der Finanzierung übernimmt. Die Doktorandenbetreuer, die Postdocs, haben ihr Doktorat anderswo gemacht, und koennen maximal 6-7 Jahre bleiben. Deren Anstellung ist jeweils auf ein Jahr befristet und wird jaehrlich erneuert. Nur durch den persönlichen Einsatz Vieler ist es möglich solche Leute auch zu bekommen. Einen Job gibt es nur mit einem Visum, das Visum nur für einen Job, einen Job nur mit einer Wohnung, usw in dieser Richtung.
Die Aussage eines Doktorates ist nachher auch weniger das erworbene Wissen, denn das zerfällt nach ein paar Jahren, sondern, dass die Person so etwas durchziehen konnte.
Das geht optimalerweise nur in einer positiven, konstruktiven und motivierenden Atmosphaere. Wenn der Professor selbst demotivierend ist geht's nicht, resp wird zur Strapaze.
Eine andere Seite des Einsatzes als Doktorand ist zeigt sich falls eine akademische Karriere eingeschlagen werden soll. Dabei ist es wichtig möglichst viel gelernt zu haben, und das auch durch zahlreiche Publikationen dokumentiert zu haben. Falls man im Doktorat das Glück hat eine Arbeit machen zu können, die sofort oder später zu einem interessanten Gebiet führt, und dasselbe Glück mit einem, resp zwei Postdocs wiederholen kann, winkt vielleicht eine Professur. Irgendwo. Falls man's nicht schafft, tja, dann war's ein schöner Traum. Bedeutet, der Druck liegt weniger an der ETH, sondern eher in der Akademia als Solches. Wenn ein Professor während seiner Zeit vielleicht 20-30 Doktoranden ausbildet, können vom System der Akademia her nicht alle Professor werden. So schnell wächst das System nicht. Es ist nicht zwingend der Fleissigste, der Professor werden kann. Eine Menge Glück gehört auch dazu. Vielleicht reicht die Motivation nur bis Ende des Doktorates. Dann geht man in die Industrie oder ähnlich. Vielleicht reicht sie auch für ein Postdoc. Dazu gehört auch, dass man für ein Postdoc jeweils umziehen muss, der Partner muss das aktiv unterstützen. Das wird mit Kindern schwieriger. Einige auf die Karriere fokussierten Frauen, welche eine Professur wollen, warten mit den Kindern bis dahin. Allfällige Betreuungsbemühungen der Hochschulen helfen, Kinder etwas vorher zu haben. Da muss sie sich aber voll auf den Partner verlassen können.
Liebe Republik, danke für das spannende Interview, aber „... Ehemann, von dem der japanische Nachname stammt“ in der Kurzbio? So bünzlig! Geht gar nicht!
Hai! Man könnte statt dessen auch schlicht den vollen Namen des "Ehemannes" nennen. Also: "2002 zog sie mit ihrem aus Japan stammenden Ehemann, X Hirayama, und den zwei Kindern in den Kanton Thurgau, ...". Aber vielleicht wollte Frau Hirayama aus Gründen der Privatsphäre diesen nicht nennen. Dann hätte gereicht: "2002 zog sie mit ihrem aus Japan stammenden Ehemann und den zwei Kindern in den Kanton Thurgau, ...". - Oder ist es bünzlig so etwas bünzlig zu finden?
Gutes und spannendes Interview, jedoch erscheint mir die Wortwahl des Interviewers zum Teil unnötig offensiv.
Lieber Herr B., vielen Dank für Ihre positive Rückmeldung. Gestatten Sie mir eine Rückfrage: An welchen Stellen finden Sie unsere Wortwahl unnötigerweise zu offensiv? Beste Grüsse, Dennis Bühler
Das Hauptproblem der heutigen Wissenschaft (ich kann für die Physik sprechen) ist der Druck ständig Papers zu veröffentlichen. Das macht das heutige Doktorat so anstrengend, der Druck Resultate zu präsentieren, obwohl keine da sind....
Als bei uns ein ETH Prof zu Gast war und uns gezeigt hat was er gerade fortscht habe ich mich gegen einen Doktor entschieden, da er auf Quantität nicht Qualität aus war. Kurz gesagt, ein schrecklicher Wissenschaflter, der aber in unserem heutigen System erfolg hat... Ja liebe ETHler, doch mehr schein als sein ;)
Zunächst möchte ich der Republik ein Kränzchen winden dafür, dass sie diese leidige Affäre aufgegriffen hat. Allerdings ist dieser letzte Beitrag der beste, vor allem, da er nicht wie die früheren Berichterstattungen überlang ist und nicht von Wiederholungen strotzt.
Ich kenne die beiden Zürcher Hochschulen bestens: Nach einem Studium der Naturwissenschaftern an der ETH mit Chemie als Hauptfach, Physik als erstem Nebenfach und Biologie als zweitem Nebenfach, Doktorat in Biochemie, gefolgt von Stipendiat-Jahren in Rom und New York kehrte ich zunächst wie versprochen zu meinem Doktorvater an die ETH zurück, um dann jedoch an die Universität Zürich (UZH) überzusiedeln, wo neu das Institut für Molekularbilogie (heute "Institute for Molecular Life Sciences" IMLS genannt), entstanden war, das genau meinen wissenschaftlichen Interessen entsprach und ideal für mein Fortkommen bis zum Ordinarius war. Vor genau zwei Jahrzehnten erfolgte die altersmässige Emeritierung. Bis vor drei Jahren war ich jedoch als wissenschaftliche Konsulent im Bereich der Impfstoffentwicklung tätig und hatte auch einen Arbeitsplatz an der Univerität.
An der Universität ist seit fast zwei Jahrzehnten ein Mehrfach-Betreuungssystem für Doktorate in Kraft, das von Michael Hengartner, einem gleichermassen exzelltenten Forscher und Lehrer im Bereich der Molekularbiologie, bereits kurz nach seiner Berufung in die Wege geleitet worden ist. Später als Dekan und jetzt als Rektor hat er entscheidend die Weiterentwicklung der Universität vorangetrieben. Somit wäre eine Affäre, wie sie sich am Physik-Departement der ETH abgespielt hat, a priori ausgeschlossen.
Allerdings besteht auch an der Universität ein hoher Druck sowohl auf die Professoren als auch die Doktoranden. "Publish of perish": Um Drittmittel zu erlangen, sei es vom Schweizerischen Nationalfonds, der EU, oder der US Gesundheitsbehörde (NIH), sind entsprechende qualitativ hochstehende Publikationen absolute Voraussetzung.
Immer wieder stört mich, dass die Berufslehre oder nicht akademische CVs von Journis und gewissen Kreisen gering geschätzt werden. Findet den Bildung nur an den Unis und Hochschulen statt? Immerhin hat die Frau Staatssekretärin eine Lanze für das duale Bildungssystem gebrochen .... :o).
Wer tut das in der Republik, in diesem Interview? "Immer wieder"-Sätze ohne Beispiele sind verdächtig.
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