Liebe alle
«Wir müssen alle endlich akzeptieren, dass wir die Klimakrise nur bewältigen werden, wenn wir unsere Komfortzone verlassen.»
«Wir können die Klimakrise nur meistern, wenn eine grosse Mehrheit ihren Lebensstil bloss wenig ändern muss.»
An unserer Auftaktveranstaltung am Montag prallten unterschiedliche Ansätze zur Bewältigung der Klimakrise aufeinander, ganz so, wie wir uns das mit «Challenge Accepted» vorgenommen haben. Menschen, geeint in der Überzeugung, dass wir jetzt etwas unternehmen müssen. Die aber unterschiedliche Wege eingeschlagen haben, um einen Unterschied zu machen.
Christian Haueter, der auf seiner Alp einen Solarpark plant und wenig Geduld hat mit Menschen, die einfach weitermachen wollen wie bisher.
Judith Wemmer, die mit ihrem Start-up Planted darauf wettet, dass sich nachhaltige Ernährung durchsetzt, ohne dass es sich für Konsumentinnen wie Verzicht anfühlt.
Lea Bonasera von der «Letzten Generation», die ihre Aufgabe darin sieht, Regierung und Gesetzgeber daran zu erinnern, dass sie ihrer Verantwortung nicht gerecht werden.
Einigkeit über das Problem, Uneinigkeit über die Lösungen – das Kraftvolle an dieser Versuchsanlage kam gut zur Geltung, auf dem Podium wie auch in zahlreichen engagierten Gesprächen im Anschluss: Sie bietet Raum für kontroverse Diskussionen, während der Grundkonsens ein konstruktives Neben- und Miteinander ermöglicht.
In den «Erzählcafés» vor dem Podium haben sich zwei Gruppen über persönliche Erfahrungen im Umgang mit der Klimakrise ausgetauscht – mit strengen Regeln: kein Dazwischenreden, keine Nachfragen, nur zuhören. Der älteste Teilnehmer, 87 Jahre alt, meinte danach: «Selten in meinem Leben habe ich es erlebt, dass Menschen sich wirklich so zugehört haben wie hier.» Anfang 2024 werden wir die nächsten derartigen Gesprächsrunden durchführen, dann virtuell.
Hier gibts noch visuelle Impressionen aus dem «Kraftwerk», Stimmen von Besucherinnen weiter unten. Zunächst aber …
Für alle, die nicht dabei sein konnten (und alle, die Lust auf mehr bekommen haben), folgt hier gleich die nächste Einladung:
Wenn Rebecca Solnit von Hoffnung spricht, dann ist darin immer ein Aufruf zur Handlung enthalten. Weil wir dann an Krisen zerbrechen, wenn wir resignieren; wenn wir annehmen, dass die Zukunft sich nicht mehr beeinflussen lässt.
Seit vielen Jahren ist die amerikanische Schriftstellerin eine wichtige Inspiration für alle, die immer mal wieder eine Erinnerung benötigen, dass Veränderung möglich ist.
Darum freuen wir uns sehr, dass sie sich die Zeit nimmt, mit uns über Hoffnung in der Klimakrise zu sprechen.
Die Veranstaltung ist exklusiv für Republik-Mitglieder. Kommen Sie an Bord, seien Sie dabei beim Gespräch mit Rebecca Solnit und profitieren Sie von allen Vorteilen eines Republik-Abos. Nachdem Sie ein Abo abgeschlossen haben, können Sie sich hier für die Veranstaltung anmelden.
Kurz und bemerkenswert
Am 17. November lag die weltweite Durchschnittstemperatur erstmals mehr als 2 Grad über dem Mittel aus vorindustrieller Zeit.
Anne Hidalgo, die Bürgermeisterin von Paris, will weniger Geländewagen in der Stadt. Das Parken mit SUV soll darum deutlich teurer werden. Im Februar stimmt die Bevölkerung darüber ab.
Das «Time Magazine», bekannt für seine Listen mit einflussreichen Personen, hat erstmals 100 «Climate Leaders in Business» ausgezeichnet. Wenn wir richtig geschaut haben, gibt es ganze 3 Überschneidungen zu unseren 25 Protagonistinnen.
Attributionsforscherin Friederike Otto war zu Gast im Podcast von «Zeit online», der genau so lange dauert, wie die Gästin es möchte. 6 Stunden und 15 Minuten, die sich lohnen.
Aktivistinnen der «Letzten Generation» haben ein Weltcup-Skirennen gestört und damit viele Athleten verärgert. Nicht so Julian Schütter. In einem Statement auf Instagram erklärte er sich solidarisch mit der Aktion.
Drei Fragen an …
1. Was bereitet Ihnen zurzeit am meisten Sorge?
Ich mache mir nicht so sehr Sorgen darum, ob wir Lösungen finden – wir haben sie schon. Die Frage ist, ob es uns gelingt, eine Bewegung zu formen, die stärker ist als die Interessen der fossilen Energiewirtschaft und als all jene, die sich am Status quo festklammern – um ebendiese Lösungen schnell genug umzusetzen.
2. Was stimmt Sie zurzeit optimistisch?
Meine Hoffnung für die Zukunft wurzelt in den Lehren aus der Vergangenheit, unserem Wissen darüber, wie Macht und Veränderung funktionieren. Ich habe soeben wieder Václav Havel gelesen und über die 1989er-Revolutionen in Osteuropa nachgedacht.
3. Wer inspiriert Sie?
Das bewundernswerte Engagement jener Gemeinschaften, die am direktesten von der Klimakrise betroffen sind und sich gleichzeitig am stärksten engagieren – und so der Bewegung den Weg weisen. Menschen, die nicht aufgeben, nicht ruhen.
Rebecca Solnit empfiehlt
«Our Word Is Our Weapon» hat mich gelehrt, dass Politik und Poesie keine zwei verschiedenen Sprachen sein müssen; dass das Visionäre, das Humorvolle, das Bildgewaltige und das Analytische wunderbar zusammenfliessen können.
Aus der Community
Ein paar ausgewählte Stimmen aus dem «Kraftwerk».
«Quintessenz? Je mehr man weiss, desto mehr Grund könnte man haben, pessimistisch zu sein. Gleichzeitig gibt es nur einen Weg, um Sachen zu verbessern: den Optimismus zu bewahren. Was ich mitnehme von heute: Es muss auch Spass machen, sich zu engagieren.»
«Ich habe heute realisiert: Es geht nicht nur darum, worüber wir sprechen. Sondern auch darum, wie wir miteinander sprechen.»
«Es kommt auch total darauf an, wo man ist: Wenn ich in Zürich jemandem erzähle, dass ich gerne veganes Zürigschnätzlets esse, dann muss ich mir keine blöden Sprüche mehr anhören. Aber im Nachbarkanton, wo ich arbeite, da sind die Reaktionen ganz anders.»
«Klar, ich muss nicht fliegen und auch kein Fleisch essen. Aber was ist mit der Modeindustrie? Für mich als Jugendlichen ist es da am schwierigsten, nachhaltige Sachen zu finden, die mir gefallen und die ich mir auch leisten kann.»
«Im Kleinen bewegt sich schon ganz viel. Aber wenn die grossen Rahmenbedingungen nicht stimmen, dann verzettelt sich das. Dann wird es schwierig, diese Bewegungen zu bündeln.»
Liebe Grüsse
David Bauer, Elia Blülle, Sabrina Weiss
PS: Das Umweltprogramm der Vereinten Nationen beweist einen Sinn für (Galgen-)Humor. Titel und Titelbild seines neuesten Berichts sind eindeutig zweideutig.
PPS: Eine gute Ergänzung zu diesem Newsletter, ebenfalls ein kostenloses Angebot der Republik: «Was diese Woche wichtig war». Wir beobachten für Sie das Weltgeschehen, filtern das Wichtigste heraus, ordnen es ein – und schicken es Ihnen jeden Freitag ansprechend verpackt in Ihre Inbox.
PPPS: Ein Satz, den Lea Bonasera auf unserem Podium gesagt hat, der nachhallt: «Die Demokratien, wie wir sie heute kennen und schätzen, wurden alle geformt durch zivilen Widerstand.»
Die Klimakrise ist hier. Die Lage ist ernst. Challenge accepted.
Ein frischer Blick auf die grossen Herausforderungen und auf Menschen, die sie anpacken. Und jede Menge Gelegenheiten, sich auszutauschen, voneinander zu lernen und sich gegenseitig zu inspirieren.
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