Mittwoch, 14. September 2022
Lassen Sie uns zuerst über die Titelschrift reden.
Hallo. Ich bin der Artdirector der Republik. Aus den ersten Reaktionen auf das Journal hat sich herauskristallisiert: Am meisten irritiert die Titelschrift. (Jemand sprach sogar von «Augenkrebs».)
Ich verstehe diese Reaktionen sehr gut: Die Schrift ist sperrig, eckig, gequetscht – und ignoriert eigentlich so ziemlich alles, was man von gefälliger Typografie erwartet.
«Druk Wide» heisst sie und stammt vom Amerikaner Berton Hasebe. Der Schriftgestalter wollte mit der «Druk» eine Hommage an das niederländische Schriftdesign in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts schaffen. Die Niederländer hatten damals einen Ruf für Schriften, die eine klare typografische Ordnung schaffen.
Das war der wichtigste Grund für «Druk»: dass sie Hierarchie ins Journal bringt und Beiträge klar kennzeichnet. Und dass die Typografie hier eben aufregend ist – auch wenn sie erst mal aufregt.
Wir werden das Journal ab jetzt Schritt für Schritt verbessern und polieren. Dabei hilft jede Rückmeldung. Schildern doch auch Sie uns Ihre Eindrücke in der Debatte.
Apropos polarisieren: Als Republikanerinnen halten wir uns eigentlich zurück mit Berichterstattung zum Tod von Queen Elisabeth II. Aber diese Beobachtung zu Elizabeth Alexandra Mary Windsor erlauben wir uns noch.
«The One Constant» titelte die «New York Times» nach ihrem Tod, vom «ewigen Fels der Verlässlichkeit» schrieb Daniel Binswanger: Krisen und Kriege kamen und gingen, Elisabeth II. war immer da, war immer Queen und hielt jedes Jahr eine Weihnachtsrede.
Alles andere als verlässlich war dafür Her Royal Majesty’s Akzent. Ihr einst «poshes» Queen’s English neigte sich über die Zeit der Mittelklasse zu, wie Sprachwissenschaftler im «Nature»-Journal zeigten: Bei ihrer ersten Weihnachtsrede 1952 öffnete sie den Kiefer für Vokale wie i (in hid) oder u (in hood) noch weiter als in den 1980ern.
Anders als in der Schweiz verrät in Grossbritannien ein Akzent übrigens nicht primär, woher jemand kommt, sondern vor allem, aus welcher sozialen Schicht.
PS: Die Sprachwissenschaftler hatten vor ihrer Analyse extra die freundliche Genehmigung des Buckingham Palace eingeholt.
Falls Sie durch den Tag noch nicht ins Journal geschaut haben: Ab hier die wichtigsten Informationen zu unserem neuen Angebot.
Im Journal versuchen wir, Ihnen ab jetzt neben dem Magazin eine spontane, wendige, verspieltere Republik zu liefern. Das heisst:
Warum führen wir seit heute Journal?
Endlich zuverlässig liefern, was wir bereits mehrfach angekündigt, aber noch nie geschafft haben: Kurzes, Schnelles, Lockeres.
Möge dieser neue Plan nicht an der Wirklichkeit zerschellen wie so viele Pläne zuvor, sondern die Wirklichkeit an ihm!Aus einer früheren Ankündigung übers Kürzerwerden. Lesedauer: 9 Minuten.
Und ausserdem:
Sobald einer unserer alten Magazinbeiträge wieder an Aktualität gewinnt und wir finden, er könnte genau jetzt für Sie wertvoll sein, finden Sie ihn hier im Journal.
Heute zum Beispiel, leider, unseren Text über den Rassismus und Sexismus, den Frauen in der Schweizer Politik erleben. Eine der Protagonistinnen ist Sarah Akanji, Zürcher SP-Kantonsrätin. «Ich bin immer die Schwarze – und damit auch Ausländerin», sagte Akanji im Frühling 2021 zur Republik.
Die Angriffe gegen sie wurden immer heftiger. Am Dienstag hat Sarah Akanji deshalb ihren Rücktritt auf das Ende der Legislatur bekannt gegeben. Sie sagte im «Tages-Anzeiger»: «Ich musste jetzt eine Grenze ziehen.»
Jetzt lesen – dauert 19 Minuten.
So viel für heute.
PS: Weil wir jetzt die Kürze so betont haben: Wie lang ist eigentlich ein regulärer Magazin-Text? Gar nicht so lang – wenn man alle Buchstaben weglässt. Das sieht dann so aus:
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«We’ll always be fucking British», eine Reportage aus Nordirland.
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