Wir spielen Schach!
Und Sie können mitspielen: Am virtuellen Schachanlass für die Republik-Community, diesen Donnerstag nach Feierabend.
Von Adrienne Fichter, Lukas Häuptli und Simon Schmid, 08.12.2021
Nicht eine Serie über Sex, Mord und Intrigen wurde im vergangenen Pandemiewinter zum Renner. Sondern eine über ein Brettspiel.
«The Queen’s Gambit» ist die Geschichte einer jungen Schachspielerin im Amerika der Sechzigerjahre. Viele Menschen fühlten sich davon inspiriert: Während die Fitnessclubs und Restaurants ihren Betrieb dichtmachten, schnellten die Registrierungen auf Online-Schachplattformen in die Höhe.
Doch nicht erst seit den Shutdowns boomt Schach. Schon länger hat sich im Internet eine Szene etabliert – mit Schachstreamerinnen wie den Botez-Schwestern, denen auf dem Live-Streaming-Videoportal Twitch Tausende von Fans zuschauen, mit Spielern wie Hikaru Nakamura, die inzwischen mehr Influencer als Grossmeister sind, und natürlich mit Magnus Carlsen: dem norwegischen Schachweltmeister, der seine eigene Schachplattform unterhält und dort Turniere organisiert.
So wird gestreamt, live kommentiert und nachanalysiert, was das Zeug hält, wenn Magnus Carlsen dieser Tage seinen Titel an der Weltmeisterschaft in Dubai verteidigt. Ihm gegenüber sitzt Jan Nepomnjaschtschi, Herausforderer aus Russland.
In der längsten Schachpartie der Weltmeisterschaftsgeschichte errang Carlsen am vergangenen Freitag den ersten Sieg. Nun muss «Nepo», der bereits drei Punkte zurückliegt, alles in die Waagschale werfen, um doch noch zu gewinnen. Das verspricht risikoreiche und unterhaltsame Spiele.
Wir nehmen die Schach-WM zum Anlass, um ein paar Partien zu spielen. Und zwar mit Ihnen, wenn Sie mögen: diesen Donnerstag um 18.30 Uhr auf dem Schachserver Lichess.
Wie das funktioniert – und wo Sie die Schachbasics lernen können, falls Sie noch nicht mit dem Spiel vertraut sind –, erklären wir gleich. Zuerst kurz, wer wir sind und was uns mit Schach verbindet:
Adrienne Fichter, Republik-Techreporterin, liess sich im Alter von acht Jahren von ihrem polnischen Sandkastenfreund das Spiel erklären und spielte danach regelmässig im Schachclub Tribschen Luzern – als einziges Mädchen unter vielen Buben. Ihr grösster Erfolg war der vierte Rang im Schweizer Mädchenschachturnier. Doch dann imaginierte und spulte sie wie die «Queen’s Gambit»-Hauptfigur Beth Harmon ständig ganze Partien an ihrer Zimmerdecke nachts vor dem Einschlafen ab – bis sie mit zwölf Jahren genug von diesen Albträumen hatte, ihre Schachkarriere abbrach und danach ungefähr zwanzig Jahre lang kein Brett mehr anfasste.
Lukas Häuptli, Republik-Inlandreporter, hörte als Fünfjähriger erstmals von Schach. Es war Kalter Krieg und 1972, als der US-Amerikaner Bobby Fischer gegen den Sowjetrussen Boris Spasski um die Weltmeisterschaft spielte. Später nahm der Vater ihn mit in den Schachclub, wo er merkte, wie lange alte, weisse Männer schweigen können. Höhepunkt der eigenen Karriere war die persönliche Begegnung mit Grossmeister und WM-Finalist Viktor Kortschnoi. Dieser gab ihm mit auf den Weg: «Eröffnen Sie immer mit e2-e4. Immer. Zumindest, solange Sie noch ein derart blutiger Anfänger sind.»
Simon Schmid, Republik-Wirtschaftsautor, verbindet mit Schach zwei Herbstferienwochen auf Malta, die er als Achtjähriger statt am Strand grösstenteils in der Hotellobby verbrachte – ausgerüstet mit einer Cola und einem Schachset. Sein Grossvater besitzt ein wunderschönes Brett aus Glas und Figuren, die nach Rosenholz duften. In einem Club gespielt hat er nie. Während er seine sechs Monate alte Tochter in den Schlaf wiegt – das kann gut und gern eine halbe Stunde lang dauern –, guckt er sich auf dem Handy die Videos des kroatischen Schach-Youtubers Agadmator an.
Treffen Sie uns am Donnerstag auf Lichess für einen unterhaltsamen Abend mit der Republik-Community. Egal, ob Sie sämtliche Eröffnungen auswendig kennen oder gerade mal eine Ahnung haben, wie viele Felder welche Figur vorrücken darf: Alle sind willkommen, ein Republik-Abo ist nicht zwingend.
Wichtig ist nicht, wer gewinnt, sondern der gemeinsame Spass am Spiel.
Zum Schachabend mit der Republik
So gehts: Erstellen Sie (falls Sie noch keines haben) ein Profil auf der Plattform Lichess. Und treten Sie anschliessend unserer Gruppe bei: Republik Team. Dort starten am Donnerstag um 18.30 Uhr die Spiele. Sie dauern jeweils maximal 10 Minuten (total 5 Minuten Bedenkzeit pro Spielerin, sogenannte Blitzpartien).
Alle können mitmachen, vom Anfänger bis zum Profi. Sie werden im Verlauf des Abends fortlaufend neuen Gegnerinnen zugeteilt, die auf ähnlichem Niveau spielen. Das Turnier dauert bis 20 Uhr, danach darf frei weitergespielt werden.
Falls Sie noch nie Schach gespielt haben und es gern lernen möchten:
Starten Sie am besten mit einem Einführungsvideo: Schach lernen in 5 Minuten (auf Englisch), Schach lernen in 30 Minuten (auf Deutsch).
Schauen Sie in die Schachtutorials auf Lichess hinein, diese sind hervorragend gemacht.
Üben Sie ein wenig gegen den Computer auf Chess.com, er passt sich automatisch an Ihr Niveau an. Registrierung nicht nötig.
Zum Nachlesen: die Schachregeln und wichtigsten Tipps und Tricks auf der Website des Schachclubs Bremen.