Bührle, Fluchtkunst und die Schweiz – das Podiumsgespräch im Podcast
Die Bührle-Sammlung im neuen Zürcher Kunsthaus sorgt für Gesprächsstoff. Auch an einer Veranstaltung der Republik. Hören Sie die Diskussion nach.
26.11.2021
Die Debatte um die Bührle-Sammlung reisst nicht ab, seit diese am 9. Oktober 2021 im neuen Zürcher Kunsthaus der Öffentlichkeit vorgestellt wurde. Auch die internationale Presse zeigt sich entsetzt darüber, dass die schwer belastete Sammlung nun in einem öffentlich subventionierten Museum hängt. Die Schweizer Öffentlichkeit will nicht länger mit Halbwahrheiten abgespeist werden.
Wie kann am Zürcher Kunsthaus dafür gesorgt werden, dass nicht der Eindruck bestehen bleibt, man gehe auf unverantwortliche Weise mit der historischen Vorbelastung der Bührle-Sammlung um? Welche Massnahmen muss die lokale Politik ergreifen? Und besteht – ganz unabhängig von der Bührle-Sammlung – nicht auch Handlungsbedarf auf nationaler Ebene? Darüber diskutierte am 20. November 2021 ein hochkarätiges Panel.
Dass Diskussions- und Klärungsbedarf herrscht, wurde spürbar an der «Kosmos»-Veranstaltung, die bis auf den letzten Platz besetzt war und wo sich auch viele auf verschiedenen Seiten engagierte Player der Bührle-Saga im Publikum einfanden: der Mitherausgeber des «Schwarzbuchs Bührle» Guido Magnaguagno, der Zürcher Stadtrat Richard Wolff, der Kunsthändler Walter Feilchenfeldt, der Historiker Jakob Tanner, der Ständerat Paul Rechsteiner. Die Atmosphäre war teilweise aufgeladen. Wir befinden uns mitten in einer heftigen erinnerungspolitischen Auseinandersetzung.
Es diskutierten auf dem Podium:
Als Hauptgast des Panels muss der Historiker Erich Keller gelten. Mit seinem Buch «Das kontaminierte Museum» hat er den entscheidenden Anstoss zur aktuellen Debatte gegeben und die bisher profundeste Analyse der symbolischen Bedeutung der Stiftungsintegration geliefert.
Mit Georg Kreis war ein sehr bekanntes ehemaliges Mitglied der Bergier-Kommission präsent.
Die Historikerin Lea Haller konnte nicht nur als Leiterin von «NZZ Geschichte», sondern auch als intime Kennerin der Bührle-Forschung eine Einordnung leisten.
Gina Fischli trat auf als Stimme der Zivilgesellschaft – und als Künstlerin, die sich von den Vorgängen am Zürcher Kunstmuseum auf unmittelbare Weise betroffen fühlt. Sie hat gemeinsam mit ein paar Mitstreiterinnen die Petition «Keine Flucht- und Raubkunst in staatlichen Institutionen» lanciert.
Last, but not least lieferte auch Lukas Bärfuss einen wichtigen Beitrag: Sein ganzes schriftstellerisches Schaffen gilt dem Widerstand gegen das Verdrängen und das Vergessen. Der Bührle-Debatte wollte er nicht fernbleiben.
Moderiert hat das Gespräch Republik-Autor Daniel Binswanger.