Guten Abend!
Da sind wir wieder. Wir hoffen, Sie hatten trotzdem ein erholsames Wochenende.
Wir würden gerne behaupten, Hunderte von Ihnen hätten uns geschrieben mit der Bitte um eine dritte Staffel des Covid-19-Uhr-Newsletters. Doch das entspricht leider nicht der Wahrheit. Unser Postfach war so leer wie das Lächeln eines Schlagersängers.
Warum fangen wir trotzdem wieder mit dem Covid-Newsletter an? Wenn auch nicht täglich, sondern wöchentlich – immer montags um 19 Uhr.
Ehrlicherweise: wegen unserer erwiesenen Inkompetenz.
Am Ende der zweiten Staffel, am 19. März 2021, schrieben wir, dass wir den Newsletter einstellen würden, weil das Wesentliche gesagt sei: Impfung wirkt, Masken lästig, aber vernünftig, Lüften auch gute Idee.
Aber vor allem taten wir es, weil wir überzeugt waren, dass die Pandemie für Sie wie uns vorbei sein würde, sobald alle geimpft wären.
Ironischerweise bezeichnet der Buchstabe Delta in vielen Wissenschaften den Unterschied zwischen dem, was erwartet wurde, und dem, was passiert ist.
Wir haben uns geirrt – in der Impfbereitschaft genauso wie dem Ideenreichtum dieses Virus. Verdammt.
Sicher geht es Ihnen grade ähnlich wie uns: Sie haben genug von Sars-CoV-2 und allen seinen Varianten. Aber selbst wenn Sie doppelt geimpft sind, im Besitz eines stahlharten Immunsystems sind oder sich unterdessen ganz gut um diese globale Gesundheitskrise herumorganisiert haben: Vor einer Langzeitfolge von Covid-19 ist absolut niemand sicher.
Es handelt sich um: allgemeine Gereiztheit.
Fitnesscenter verkünden, sie seien jetzt im «Widerstand». Fernsehsatiriker sinnieren über die Isolation von Ungeimpften. Vormals freundlich-schüchterne Ethnologen flirten mit der Volksverhetzung. Und Familien stellen den gemeinsamen Whatsapp-Channel ab, weil sie im Streit über den sachgemässen Gebrauch von Pferdeentwurmungsmittel zerbrechen. Kurz: Sehr vieles scheint in atemberaubendem Tempo ernster und dümmer zu werden.
So bleibt uns nichts übrig, als uns wieder an die Arbeit zu machen.
Jede Ausgabe dieses Newsletters will, recht ambitioniert, ihre Woche ein wenig erträglicher machen. Wir geben Ihnen einen Ausblick auf die bevorstehenden Tage, halten die wirklich wichtigen wissenschaftlichen Erkenntnisse fest, geben Ihnen praktische Tipps. Wir sagen, was Sie getrost ignorieren können – was hoffentlich Zeit spart und Nerven schont.
Wir können Ihnen leider nicht versprechen, dass wir dabei keinen Unsinn schreiben werden. Denn wir haben erwiesenermassen schon welchen geschrieben.
Was wir Ihnen aber versprechen können, ist, Sie Woche für Woche auf dem neuesten Stand des Irrtums zu halten. Damit Sie sich nicht selbst durch den Dschungel von Studien, Polemik, Vermutungen, Warnungen und Sensationsmeldungen schlagen müssen.
Und wir versprechen, es in dieser dritten Staffel gelassen und mit Zuversicht zu tun. Denn es gibt gute Gründe dazu.
In der ersten Staffel war der Covid-19-Uhr-Newsletter quasi ein Baby (improvisiert, gänzlich im Neuland, schrumpelig, entzückend) und in der zweiten eine junge Erwachsene (voller Drang, selbstbewusst, liegt gelegentlich daneben) – dieses Mal nun erwartet Sie: ein Pensionär.
Denn trotz aller Widrigkeiten haben wir zwei Jahre Erfahrung und Forschung hinter uns: In vielem kann man heute ziemlich genau sagen, wie der Hase läuft, auch wenn der nächste Haken nicht vorhersehbar ist.
Wenn Sie den Covid-19-Uhr-Newsletter lesen, dann sind Sie in den kommenden Wochen besser informiert, als wenn Sie überhaupt nichts mehr zum Thema lesen. Und unperfekt informiert zu sein, ermöglicht Ihnen bessere Entscheidungen, als wenn Sie es ganz ohne Informationen tun.
So viel für heute. Bis morgen Abend, wenn Sie wollen. Wie immer um 19 Uhr.
Bleiben Sie umsichtig. Bleiben Sie freundlich. Und bleiben Sie gesund.
Oliver Fuchs, Constantin Seibt und die ganze Crew der Republik
PS: Haben Sie Fragen, Tadel oder Ideen, schreiben Sie an: covid19@republik.ch.
PPS: Wir würden uns freuen, wenn Sie diesen Newsletter mit Freundinnen und Bekannten teilten. Er ist ein kostenloses Angebot der Republik
PPPS: Gar nicht lustig findet die Namensgebung der WHO übrigens die amerikanische Delta Air Lines. Ihr CEO weigert sich bis heute standhaft, von Delta-Variante zu sprechen. Was der oberste Gesundheitsverantwortliche der Fluggesellschaft so erklärte: «Wir ziehen es vor, sie die B.1.617.2-Variante zu nennen, weil es so viel einfacher zu merken und auszusprechen ist.»
PPPPS: Um das griechische Alphabet gleich noch mal zu bemühen: Dass es wegen Delta einfach nicht beta werden will, macht uns lambda wirklich My.
PPPPPS: Die erste reguläre Ausgabe erscheint morgen Abend. Bis dann.