So pflegen wir den Dialog mit Ihnen
Hier finden Sie die Zahlen zur Leserbeteiligung, die neue Etikette und einen Ausblick auf das kommende Jahr.
Von Ihrem Expeditionsteam, 07.12.2020
«Immer wieder erstaunt bin ich ganz besonders über die Qualität der Diskussionen im Dialog», lasen wir vor wenigen Wochen unter Allgemeines Feedback. Und weiter: «Das Forum strotzt nur so von messerscharfen Repliken, sachlichen Kommentaren und konstruktiven Kritiken.» Etwa zeitgleich schrieb eine andere Verlegerin am selben Ort: «Schon öfters bin ich durch einen Tipp aus einem Kommentar auf Neues gestossen.»
Beide Kommentare waren an die Adresse der Republik-Redaktion gerichtet. Aber eigentlich geht das Lob an Sie. Dank Ihrem Engagement ist der Dialog zu einem zentralen Pfeiler des Republik-Journalismus geworden.
Kaum einen Teil dieses Magazins haben wir mehr um- und ausgebaut als die Dialogfunktion. Zeit für eine kleine Bestandesaufnahme – und für einen Ausblick.
Zum Start wünschten wir uns im Manifest der Republik ein «aufmerksames, neugieriges, furchtloses Publikum». Ganz praktisch war der Umfang, in dem sich Leserinnen im Magazin selber zu Wort melden konnten, in den ersten Monaten jedoch beschränkt. Wir luden regelmässig zu Debatten, mit vorgegebenen Fragen (zu Facebook, Lastern, Europa oder Trump) – 50 davon fanden in den ersten sechs Monaten nach dem Start statt. 1722 Verleger brachten sich ein.
Auf Ihre Anregungen hin wurden die Möglichkeiten, sich mit der Redaktion und den anderen Verlegerinnen auszutauschen, wenige Monate später grundlegend umgebaut und ausgeweitet: Seit Ende 2018 gibt es zu jedem Beitrag ein Dialogfeld. Zusätzlich fragen wir Sie weiterhin regelmässig im Rahmen von thematischen Debatten nach Ihrer Meinung und Einschätzung. Und im Allgemeinen Feedback gibt es Platz für Lob, Kritik und Wünsche.
Grundsätzlich zeigen die Zahlen in eine ermutigende Richtung: Immer mehr Verleger und Leserinnen bringen sich auch im Dialog ein.
Wir stehen nun bei etwa 71’000 Debattenbeiträgen, die seit dem Start der Republik verfasst worden sind.
Viel wichtiger als die reine Menge der Dialogbeiträge sind aber ihr Inhalt und das, was sie bewirken. Und da können wir uns den beiden eingangs zitierten Voten nur anschliessen: Indem Sie nachfragen und weiterdenken, ergänzen Sie die Recherchen, Kommentare und Reportagen – und tragen zu jener Klarheit bei, nach der unser Journalismus strebt (ein weiterer Grundsatz aus dem Manifest). Das ist der Grund, wieso die aktive Teilnahme am Dialog im Arbeitsvertrag jedes Redaktionsmitglieds festgehalten ist.
Wir haben die Etikette überarbeitet
In der Republik-Community kommen unterdessen über 27’000 Menschen zusammen. Jede und jeder von ihnen schaut mit einem ganz eigenen Blick auf die Welt, wundert sich, stellt Fragen und findet Antworten.
Die Gedanken und Erfahrungen, die im Dialog geteilt werden, bereichern unseren eigenen Blick mit neuen Perspektiven – vorausgesetzt, zwei Grundbedingungen sind erfüllt:
Die Absicht hinter einem Beitrag ist grundsätzlich wohlwollend.
Alle, die den Beitrag lesen, setzen sich ebenfalls respektvoll mit ihm auseinander.
Wie bei der Republik kommentiert wird und was im Dialog nichts verloren hat, das regelt unsere Etikette. Kennen Sie die? Wir haben sie jüngst ein wenig umgestellt, auf das Nötige kondensiert und aufgefrischt. Die ursprüngliche Version stammte noch aus der wilden Gründerzeit, als der Dialog vom Umfang her um einiges kleiner war. An den grundlegenden Linien hat sich aber nichts geändert.
Konstruktiver Austausch, das ist das Stichwort. Und es hört sich harmloser an, als es ist.
So vermeiden wir Misstöne
Die ernsthafte Auseinandersetzung mit anderen Meinungen ist in der Realität immer wieder anstrengend, nervig, mühsam. Es stimmt schon, das Leben wäre einfacher, wenn man sich mit den eigenen Ansichten begnügen würde. Einfacher, aber nicht klarer.
Im Moment sind es übrigens tendenziell mehr Männer als Frauen, die das Wort ergreifen, und einige Stimmen sind sichtbarer als andere. Wichtig ist, dass alle, die sich mitteilen wollen, dies auch können. Dass sich also zum Beispiel niemand gestört oder belästigt fühlt. Und niemand die Debatte komplett monopolisiert.
Im Ernstfall, wenn jemand mit dem, was er sagt, oder in der Weise, wie er es sagt, eine Grenze überschreitet, dann kann die Redaktion Dialogbeiträge verbergen. Dies kommt allerdings erfreulich selten vor. Unter all den Zehntausenden von Beiträgen haben wir bis jetzt nur 180 aus dem Verkehr gezogen – und darunter befanden sich auch Kommentare, die aus Versehen doppelt gepostet worden waren. So gut wie nie kommt es vor, dass wir eine Person aus der Debatte ausschliessen (bis jetzt 7 Mal). Und wenn, dann treffen wir diese Entscheidung nach einer Vorwarnung, und die Massnahme wirkt bloss für eine begrenzte Zeit.
Grundlage für diese Entscheidungen ist wiederum die Etikette. Wenn Sie unsicher sind, ob ein Kommentar angebracht ist, dann werfen Sie vor dem Veröffentlichen bitte einen Blick auf die Spielregeln – oder weisen Sie andere darauf hin.
Das möchten wir bald angehen
Von unserer Seite aus möchten wir zwei Dinge verbessern. Wir möchten gerne nochmals präsenter sein im Dialog, denn wer zu einem Gespräch einlädt, muss auch erscheinen und zuhören. Im Moment klappt das oft, aber nicht immer. Ausserdem konzentriert sich unsere Aufmerksamkeit immer wieder auf wenige laute Stimmen, die leisen Zwischentöne werden leicht überhört. Auch das wollen wir verbessern. Einen wichtigen Schritt dahin haben wir mit der Besetzung unserer Community-Redaktorinnen-Stelle getan – weitere Projekte dürften in der ersten Jahreshälfte 2021 starten.
Das Publikum der Republik schaut nicht bloss zu, es redet mit. In diesem Sinne: Danke, dass Sie Ihre Ansichten, Erfahrungen und Fragen mit uns teilen. Sie machen unseren Journalismus besser.
Haben Sie Wünsche für den Dialog? Lassen Sie es uns wissen!