Ein Stückchen blauer Himmel
Schönbergs «Klavierstück op. 23.1» und eine musikalische Utopie von Claude Debussy
Eine vergebene Chance: zwei Genies, die sich nicht finden konnten.
Von Tomas Bächli (Audio) und Maximilian Virgili (Bilder), 20.11.2020
Zum Auftakt der neuen Podcast-Staffel über die musikgeschichtlichen Innovationen seit dem 20. Jahrhundert geht es um Atonalität – und um eine verpasste Reverenz von Arnold Schönberg an Claude Debussy. Was verbindet die beiden Themen miteinander?
Wir bezeichnen eine Komposition dann als atonal, wenn man die Töne und Akkorde nicht mehr auf einen Grundton beziehen muss. Für die Musik war diese Möglichkeit eine Befreiung. Musikpolitisch begann damit allerdings ein verbissener Parteienstreit zwischen Schönberg, der die Tonalität verliess, und Komponisten wie Strawinsky, die sie in modifizierter Form beibehielten. Dabei ging es auch immer wieder um nationalistische Vorurteile: So erhielt die Musik von Schönberg, Webern und Berg prompt die Etikette «Wiener Schule».
Der Musikwissenschaftler Ulrich Krämer hat erst kürzlich entdeckt, dass Schönberg sein «Klavierstück op. 23.1» als «Tombeau» für den verstorbenen Debussy geplant hatte. Es wäre eine verbindende Geste gewesen. Aber es kam anders.