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Bald ausgefaxt? BAG modernisiert Prozesse für Datenerhebung

Die aufgedeckten Missstände bei der Dokumentation der Sars-CoV-2-Pandemie haben auch Freiwillige aktiviert, die das BAG bei der Digitalisierung fehleranfälliger Prozesse unterstützen.

Von Adrienne Fichter, 27.03.2020

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Vor einer Woche schilderte die Republik die Probleme des Bundes­amts für Gesundheit (BAG) bei der Dokumentation des Sars-CoV-2-Virus. Die Recherche zeigte auf, wie kompliziert die offiziellen Melde­prozesse sind, wie fehler­anfällig die Daten­erfassung und wie ungenau die offizielle Corona-Statistik des Bundes ausfallen kann. Obwohl möglichst genaue Daten in dieser Krise entscheidend sind.

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Papierbürokratie, menschliche Fehler und fehlende digitale Werkzeuge: Das Bundesamt für Gesundheit schafft es nicht mehr, die Corona-Epidemie in der Schweiz korrekt zu dokumentieren. Das erschwert die Bekämpfung des Virus.

Die Schilderungen sorgten für Aufsehen. Und für viele Hilfs­angebote von Freiwilligen, Open-Data-Aktivisten und Unter­nehmen an das BAG. Und die Gesundheits­behörde hat sich bewegt, sorgt für mehr Transparenz und hat einige Medien­brüche im Melde­prozess beseitigt:

  1. Seit Montag, 23. März, können Ärztinnen klinische Befunde nicht mehr nur via Fax, sondern via verschlüsselte HIN-Mail verschicken. HIN-Mail ist ein akzeptierter Standard der Ärzte­gemeinschaft. Damit lassen sich Probleme wie etwa eine unleserliche Schrift, Übermittlungs­probleme und unsichere unverschlüsselte Verbindungen verringern.

  2. Mehrere Software-Entwickler, die sich bei der Republik meldeten, haben sich die Melde­formulare auf der Website des BAG angeschaut. Sie haben dabei festgestellt, dass die Formulare fehlende oder doppelte Felder aufweisen. Die Ingenieure Kay Fricke und Claudia Krummenacher modifizierten die Formulare und gestalteten sie so, dass sie in den gängigen PDF-Readern effektiv digital ausgefüllt werden können. Auch eine Gruppe von Software-Entwicklern rund um Aurélien Poscia entwickelte eine digitale Eingabemaske auf Github, mit der gleich eine entsprechende Excel-Datei generiert und via HIN-Mail versendet werden kann.

  3. Auch das BAG ist aktiv geworden. Laut den Informationen der Republik will die Behörde Ärzten und Spitälern Ende Woche ein Webformular zur Verfügung stellen. Damit brauchen Ärztinnen und Labors Formulare nicht mehr auszudrucken und können bestenfalls viele Patienten­daten automatisiert einfügen. Ob das BAG sich der Hilfe der «PDF-Aktivisten» bedient hat oder auf eine Eigen­entwicklung setzt, ist nicht bekannt.

  4. Seit dem 25. März publiziert das BAG seine aktualisierten Fallzahlen – also den täglichen Situations­bericht – auch als Excel-Dokument und nicht mehr nur im PDF-Format. Damit stehen maschinen­lesbare Daten zur Verfügung, die weiter­verarbeitet werden können, wovon zum Beispiel das Visual-Team der NZZ bereits Gebrauch machte. Gab es noch vor vier Tagen eine grosse Diskrepanz bei den gemeldeten Positiv­befunden und Todes­fällen zwischen dem BAG und anderen Tools, schliesst sich allmählich diese Zahlen­lücke. Neben corona-data.ch existieren auch noch weitere Visualisierungen wie etwa von Robert Salzer oder Zeno Davatz, die mit den Daten der Fachstelle Open Government Data Zürich arbeiten.

Wichtig zu wissen: Inoffizielle Tools, die Corona-Daten zur Verfügung stellen, können in den automatisierten Filter­algorithmen der Tech-Konzerne hängen bleiben. Das passierte zum Beispiel dem Informatiker Daniel Probst, der die Website corona-data.ch betreibt.

Wie ist das möglich?

Facebook, Twitter und Youtube sind aktuell sehr bemüht, ihre Plattformen rund um das Thema Coronavirus «sauber» zu halten. Desinformation und irreführende Inhalte sollen in Echtzeit erkannt und entfernt werden. Dabei bedienen sich die Plattformen auch Algorithmen. Offenbar werten diese Daten­quellen zu Corona, die nicht von offizieller Stelle autorisiert sind, als Fake News. So konnten Twitter-Nutzende gestern die URL corona-data.ch nicht publizieren. Der Link war während circa 24 Stunden gesperrt und ist mittlerweile wieder freigeschaltet.