Einhörner für den Frauenstreik
Von Andrea Arezina, 29.05.2019
Zwei rosa Einhörner.
An einer Strassenkreuzung in Dielsdorf ZH.
Ein paar Wochen vor dem nationalen Frauenstreik.
Genau betrachtet handelt es sich um drei bunt gekleidete Frauen: eine Hortfrau mit violetter Maske sowie eine Kindergärtnerin und eine Kitamitarbeitende, beide mit Einhornmaske. Sie verteilen Flugblätter, wollen möglichst viele Personen für den 14. Juni mobilisieren. Auf einmal stehen zwei Polizisten vor ihnen.
Personenkontrolle. Ausweis bitte.
Bei der Polizei sind Meldungen aus der Bevölkerung eingegangen. Vor der Migros würden sich vermummte Frauen aufhalten, mit Flugblättern und einem Megafon.
«Die ausgerückten Polizisten trafen die geschilderte Situation an», hält die Kantonspolizei offiziell fest.
Die beiden Kantonspolizisten verständigen die Kriminalpolizei. Eine gefühlte Stunde später fotografiert ein Kriminalpolizist die drei Frauen, begutachtet ihre bescheidene Mobilisierungsausrüstung und rapportiert an die nächste Stufe.
Es könnte nämlich ein Verstoss wegen Teilnahme an einer unbewilligten Demonstration vorliegen. Nach dem Buchstaben des Gesetzes reichen für eine Demonstration schon zwei Personen. Weiter bestehe Verdacht auf einen Verstoss gegen das Vermummungsverbot: drei violette Masken, zweimal mit Einhorn drauf, rosa Pullover, rote Kniestrümpfe.
Für letzteren Verstoss drohe eine Busse von 200 bis 500 Franken, lässt uns ein sachkundiger Anwalt wissen.
Ist das übertrieben? Lustig? Absurd? Eine Mischung von allem?
Jedenfalls sei es das Spannendste, was an diesem Samstag im Kanton los sei, sagen die beiden Polizisten gegenüber den drei Frauen. So spannend, dass die zwei gern noch ein Selfie machen würden.
Zwei Polizisten.
Mit einer Frau in violetter Maske, flankiert von zwei Einhörnern.
An einer Strassenkreuzung in Dielsdorf.
Es kommt nicht dazu. Die drei Frauen ignorieren die mehrfache Selfie-Anfrage.