Vorsicht, wenn das Telefon klingelt!
Von Michael Rüegg, 06.03.2019
Der Mann meint es ernst. Mario Fehr, seit acht Jahren Regierungsrat der Zürcher Sozialdemokraten – mit kurzem Protestunterbruch wegen der Juso –, will eine dritte Amtszeit. Doch nicht nur. Er hat sich in den Kopf gesetzt, am 24. März das beste Resultat aller Kandidierenden zu erzielen.
Seit Wochen tingelt der Magistrat dafür von öffentlichem Auftritt zu öffentlichem Auftritt. Sodass wir uns genötigt fühlten, in unserem internen Kommunikationstool eine Rubrik «Was macht eigentlich Mario Fehr» zu eröffnen.
Was er macht? Hände schütteln, Medaillen verteilen, Truppen besuchen, aussergewöhnliche Menschen loben. Vom Panzerbataillon bis zur jüdischen Gemeinde ist niemand vor ihm sicher. Auf jeden Auftritt folgt hinterher eine Medienmitteilung. Dazu kommen Medienkonferenzen: Allein in den vergangenen zwei Wochen gab er deren drei, zwei davon am selben Tag.
Doch seine schärfste Waffe hat Mario Fehr erst kürzlich hervorgeholt: sein Handy. Vergangenes Jahr charakterisierte die Republik den Politiker als «Telefon-Terroristen». Passt ihm irgendetwas nicht oder verspürt er anderweitig ein Mitteilungsbedürfnis jedweder Art, greift Fehr zum Smartphone. Er nervt so lange telefonisch, bis auch die abgehärtetsten Felsen bröckeln und die resolutesten Individuen resigniert einlenken. Die Leidtragenden seiner Obsession mit dieser Kommunikationsform waren bislang vor allem Politikerinnen, Journalisten und Mitarbeitende der Verwaltung.
Doch nun hat Fehr eine neue Zielgruppe: die Wählerin.
Wer Fehrs Anrufe kennt, dem läuft es kalt den Rücken hinunter, wenn er die Betreffzeile der E-Mail liest: «Kommst du am Samstag mit mir telefonieren?»
Es ist eine Massenmail mit dem SP-Logo, Absender ist «Mario Fehr, SP-Regierungsrat». Bereits am Wochenende davor habe er herumtelefoniert, erfährt man beim Weiterlesen. «Die Leute schätzen den persönlichen Kontakt am Telefon», steht in der Nachricht, deren Absender Fehr ist.
Noch dürfte er Hunderttausende Anschlüsse im Kanton Zürich nicht erreicht haben. Aber wer Fehr kennt, weiss: Der Mann gibt nicht auf, bis jede Zürcherin und jeder Zürcher weinend einlenkt und ihm verspricht: Ja, Herr Fehr, ich wähle Sie. Aber bitte, bitte rufen Sie nicht mehr an.
Denn der Mann meint es ernst.
PS: Falls ein unbekannter Anruf auf Ihrem Handy erscheint, der mit «079 734 …» beginnt – fragen Sie doch erst per SMS nach, wer dran ist.