Was diese Woche wichtig war

Ein Pannen­zug, Neuwahlen in Spanien – und ein neuer Brexit-Star

Woche 7/2019 – das Kurzbriefing aus der Republik-Redaktion.

Von Adelina Gashi und Isabelle Schwab, 15.02.2019

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Die Bahn hat Verspätung

Darum geht es: Die SBB hatten Grosses versprochen. Von Bern nach Lausanne in unter einer Stunde. Stattdessen ist der neue Doppel­stöcker von Bombardier wegen Mängeln und Pannen in die Negativ­schlagzeilen geraten. Am vergangenen Montag nahmen die Verantwortlichen dazu Stellung.

Warum das wichtig ist: Nach dem Schlag­abtausch folgte die vermeintliche Versöhnung. SBB und Bombardier hatten wegen der Mängel vor wenigen Wochen noch öffentlich Schuldzuweisungen ausgetauscht. Am Montag traten sie bei einer Anhörung in der nationalrätlichen Verkehrs­kommission wieder geeint auf. Der Doppelstockzug, FV-Dosto genannt, kostet die Schweizer Bundes­bahnen fast zwei Milliarden Franken und ist damit die teuerste Beschaffung in der Geschichte des Unternehmens. Auch für Bombardier ist es das grösste Projekt, das die Firma je in der Schweiz realisiert hat. Nur läuft es bisher nicht so, wie sich das die beiden Parteien erhofft haben. 10 Prozent der bisherigen 30 bis 35 Verbindungen für die Strecken Zürich–Basel und Zürich–St. Gallen–Chur fallen aus oder haben Verspätungen. Schuld daran seien die Software und defekte Türsensoren, hiess es an einer Presse­konferenz. SBB-Chef Andreas Meyer räumte ein, dass es sich um eine «Zangen­geburt» handle, und entschuldigte sich für die Unannehmlichkeiten.

Was als Nächstes geschieht: Der politische Druck zwingt die Vertreter der SBB und von Bombardier dazu, gemeinsam an einer raschen Lösung zu arbeiten. Erschwerend kommt hinzu, dass sich die Beteiligten nicht einigen können, welche Anforderungen nötig sind, um einen optimalen Betrieb zu garantieren. Frühestens im Sommer wird die Strecke zwischen St. Gallen und Genf Flughafen in Betrieb genommen werden können.

Neuwahlen in Spanien (Update)

Darum geht es: Am Mittwoch hat das spanische Parlament das Haushaltsbudget von Ministerpräsident Pedro Sánchez abgelehnt. Sánchez hat deshalb am Freitag Neuwahlen für den 28. April ausgerufen.

So sehen Verlierer aus: Spaniens Ministerpräsident Pedro Sánchez am Donnerstag im Parlament. Angel Navarrete/Bloomberg/Getty Images

Warum das wichtig ist: Der Sozialist Sánchez löste letzten Juni seinen konservativen Vorgänger Mariano Rajoy nach einem Korruptions­skandal als Minister­präsident ab. Dies unter anderem mit der Hilfe von Stimmen aus Parteien, die die Unabhängigkeit Kataloniens fordern. Sánchez versprach im Gegenzug Gespräche über ein mögliches legales Referendum zur Selbst­bestimmung Kataloniens. Diese Gespräche wurden jedoch letzte Woche im Streit unterbrochen. Die Rache der Separatisten zeichnete sich ab: Ihre Stimmen fehlten Sánchez bei der Abstimmung über das Haushalts­budget. Denn seine Partei, der PSOE, hält keine Mehrheit im Parlament. Seit die katalanische Unabhängigkeit vom spanischen Verfassungs­gericht im Oktober 2017 annulliert wurde, herrscht in Spanien ein innenpolitisches Seilziehen zwischen Separatisten und Nationalisten. Vergangenen Sonntag demonstrierte die Rechte ihre Stärke mit einer Gross­kundgebung in Madrid und forderte den Rücktritt von Sánchez, weil dieser mit den Separatisten geredet hatte.

A bug’s death: Insekten könnten komplett verschwinden

Darum geht es: Ein Grossteil der Insekten könnte in den nächsten hundert Jahren aussterben. Das haben Forscher in einer Analyse von 73 Studien herausgefunden.

Noch fliegen sie, ein paar wenigstens: Vor allem Pestizide sind es, die das Leben von Bienen und allen anderen Insekten bedrohen. Daniel Acker/Bloomberg/Getty Images

Warum das wichtig ist: 3,5 Millionen Bienen­kolonien sind in den USA seit 1947 verschwunden. Doch nicht nur die Bienen sind bedroht: Ein Drittel aller Insekten­arten ist bereits heute in Gefahr. Wer sich jetzt auf ein spinnenfreies Wohn­zimmer freut, sollte bedenken: Lebewesen, darunter viele Reptilien, Vögel und Fische, sind auf Insekten als Nahrungs­grundlage angewiesen. Und der Einfluss von Insekten geht noch viel weiter. Holz, Nahrung, frisches Wasser, die Verwertung von Müll, von unseren Exkrementen: All die Ökosysteme, die daran beteiligt sind, bestehen zu zwei Dritteln aus Insekten. Fehlen sie, funktioniert der natürliche Kreislauf nicht mehr. Unzählige Lebe­wesen verlieren ihre Lebens­grundlage, wie es zum Beispiel in Puerto Rico schon passiert ist. Doch auch eine Studie in Deutschland kommt zu alarmierenden Ergebnissen: Seit 1989 ist der Insekten­bestand um 76 Prozent zurückgegangen.

Was als Nächstes geschieht: Die Studie macht vor allem die industrielle Landwirtschaft, insbesondere Pestizide, für das Sterben der Insekten verantwortlich. Bereits fordern Wissenschaftler eine Neu­ausrichtung der Agrar­wirtschaft. Massnahmen treffen könnte das Europa­parlament. Es stimmt Mitte 2020 über eine neue gemeinsame Agrarpolitik ab.

Brexit-Star der Woche: Olly Robbins

Am 29. März 2019 wird Gross­britannien die EU verlassen – zumindest wenn alles planmässig verläuft. Damit Sie auf dem Laufenden bleiben, informieren wir hier jeden Freitag über die wichtigste Figur der Woche und aktuelle Ereignisse rund um den Brexit.

Olly Robbins lose Zunge könnte die Brexit-Verhandlungen verlangsamen. Leicht angetrunken redete der Unterhändler von Premier­ministerin Theresa May in einer Hotelbar in Brüssel davon, dass das Vereinigte Königreich dazu gezwungen sein könnte, einen Aufschub des Brexit zu verlangen. Derweil bereitet sich die Schweiz für den Ernstfall vor: Ein neues Handelsabkommen mit dem Vereinigten Königreich sichert die Wirtschaftslage nach dem Brexit. Auch wenn sich May für einen No-Deal-Brexit entscheiden würde, wie enge Vertraute aktuell befürchten.

Nur kurz: Frauen an die Macht

Die Schweiz schafft es im internationalen Vergleich gerade mal auf den 37. Platz, was den Anteil Frauen in der Politik angeht. Sie machen ein Drittel des Nationalrats aus und 15,2 Prozent des Ständerats. Auch auf kantonaler Ebene sind die Zahlen nicht besonders ermutigend: Frauen besetzen nur 24 Prozent der Regierungsrats­sitze in der Schweiz. Von einer Frauenquote in der Politik wollen die meisten trotzdem nichts wissen, wie eine Umfrage jetzt zeigt. Im deutschen Bundesland Branden­burg sollen nur noch Wahllisten angenommen werden, bei denen gleich viele Frauen wie Männer aufgeführt sind. Diese Idee findet in der Schweiz aber nur wenige Befürworterinnen. Wenig überraschend sprechen sich vor allem die CVP, die FDP und die SVP gegen die Frauen­quote aus. Für die Präsidentin der FDP-Frauen, Doris Fiala, liegt das Problem darin, dass Frauen Politik, Beruf und Familie gleichzeitig zu bewältigen hätten. Die grüne Nationalrätin Sibel Arslan beglückwünschte Brandenburg hingegen zu diesem Schritt. Sie betont, dass die Frauen­vertretung alle Parteien etwas angehe, und hofft darauf, dass mit der Zeit die entsprechenden Fortschritte eintreten werden.

Top-Storys: Stücke, die Ihr Weltbild verändern können

Eine Ode an das Lesen: Vor 25 Jahren schrieb der Essayist Sven Birkerts in den «Gutenberg Elegien» über die Veränderung des Lese­verhaltens in Zeiten der Digitalisierung. Haben sich seine Befürchtungen bewahrheitet? Das lesen Sie in «The Paris Review».

Zensur für die Seele: Die chinesische Bevölkerung muss in Zukunft auf die beliebteste TV-Drama-Serie des Landes verzichten. Sie ist der staatlichen Zensur zum Opfer gefallen. Wie es dazu kam, lesen Sie in der NZZ.

Kohlensäure und Klimaerwärmung: Ein kleines Schweizer Unter­nehmen arbeitet daran, auf ungewöhnliche Art und Weise den CO2-Gehalt zu reduzieren, es will so die Klima­erwärmung bekämpfen. Was das Ganze mit Coca-Cola zu tun hat, berichtet das «New York Times Magazine».

Ein Jahr Trauer: Am 14. Februar vor einem Jahr erschoss ein 19-jähriger Schüler 17 Menschen an seiner Highschool in Parkland, Florida. Patricia Mazzei hat für die «New York Times» mit Überlebenden über ihr Leben nach dem Amoklauf gesprochen.

Was diese Woche wichtig war

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