Hinfort mit dir, ausländische Fachkraft!
Von Michael Rüegg, 03.12.2018
Alex sitzt in seiner Wohnung in einer Zürichseegemeinde und packt. Seine Bücher, seine Sommerkleider, einen Teil seiner Küchenausstattung. Die Möbel lässt er mehrheitlich hier. Zu umständlich ist der Versand über den Ozean.
Eigentlich müsste er nicht packen, nicht zurück in seine Heimat ziehen. Zwei Jobangebote hatte er, nachdem er im Frühling an der ETH doktoriert hatte. Sieben Jahre war Alex in der Schweiz, machte erst einen Master und hängte einen PhD an. Lernte Deutsch. Wurde ein bisschen Schweizer – in drei Jahren wäre er theoretisch lange genug hier, um einen Einbürgerungsantrag zu stellen.
Dank seiner Forschung weiss unser Land nun mehr darüber, wie Nanopartikel in die Umwelt gelangen. «Dr. Alex» könnte er jetzt an seinen Briefkasten schreiben. Doch das wird ihm nichts bringen. Denn per Ende Jahr verschwindet der Name sowieso vom Schild.
Hunderttausende Franken hat die Schweiz in die Ausbildung des jungen Wissenschaftlers investiert. Nur einen kleinen Teil davon hat Alex in Form von Studiengebühren selber beigesteuert.
Der Bund hat investiert. Doch statt nun die Rendite einzufahren, sein Fachwissen zu nutzen und seine Steuern einzustreichen, schickt er Alex nach Hause. Die Aufenthaltsbewilligung läuft Ende Jahr ab.
Eigentlich wollten sie ihn unbedingt bei der einen Firma. Doch die Personalabteilung winkte ab. Unsicher, ob man für die Fachkraft aus dem Drittstaat nach monatelanger Warterei eine Arbeitsbewilligung erhalten würde. «Wir brauchen dich jetzt, nicht vielleicht nächstes Jahr», sagte sein Fast-Chef zu Alex.
Die Zeit läuft davon. Die Arbeitslosenkasse bezahlt nicht, obwohl Alex als Doktorand jahrelang Beiträge einzahlte. Er kriege kein Geld, schrieb ihm das RAV. Trotzdem müsse er sich monatlich melden und beweisen, dass er nach Arbeit suche. Dabei hatte er doch zwei Angebote.
Die Schweiz will ihn loswerden.
Soll sie machen. Aber wer immer mir künftig vorheult vom Fachkräftemangel oder davon, dass die aus dem Ausland für viel Geld rekrutierten Expats nicht einmal wüssten, dass Abfallsäcke gebührenpflichtig sind – dem trete ich mit Inbrunst und Anlauf zwischen die Beine.
Manchmal kommt mir mein Land saudumm vor.