Cloé Jans

Die «riesige Verunsicherung» und die Ahnung, dass es nicht unaufhaltsam aufwärtsgehe, würden die politischen Haltungen bestimmen, sagt Cloé Jans, Politologin am Institut für Meinungsumfragen GFS Bern. Im Gespräch mit Roger de Weck ergänzt sie: Wer seinen Job verloren habe, wähle eher links, weil er auf den Sozialstaat angewiesen sei. Wer Angst habe, in der Digitalisierung seinen Job zu verlieren, wähle eher rechts. Der Rechtspopulismus stehe deshalb erst am Anfang, ist die Politologin überzeugt, habe aber ein begrenztes Potenzial, zumal er den Wählerinnen nicht das biete, was ihnen wichtig sei: Gleichstellung, Umweltschutz, Sozialpolitik. Grundsätzlich, sagt Cloé Jans, «wählen Frauen eher linker als Männer», weil ihnen «linke Anliegen» wichtiger seien: Umwelt, Sozialpolitik und vor allem auch Gleichstellungsfragen.

Sie erläutert auch, wie es zu den tektonischen Verschiebungen in der Parteienlandschaft kommt. Die frühere Auseinandersetzung um mehr Markt (rechts) oder mehr Staat und Umverteilung (links) ist in ganz Europa in den Hintergrund getreten, «kulturelle Fragen wurden wichtiger». Deshalb gehe es jetzt viel mehr darum, welche Normen und Werte wir bevorzugen, «nach welchen Spielregeln wir zusammenleben wollen».

In der Schweiz sei das Vertrauen in die Eliten gross, die Veränderung der Parteienlandschaft erfolge Schritt für Schritt. Der CVP allerdings sei es bislang misslungen, ihre Wählerbasis zu erneuern, und die Mitte sei fragmentiert. Deshalb erwartet die Wahl- und Abstimmungsforscherin Cloé Jans «den einen oder anderen Zusammenschluss».

Was Sie im Beitrag erwartet:

– Was ist los in unseren Nachbarländern? (00:23)
– Wie definiert man eine Volkspartei? (01:41)
– Aus welchen Gründen werden populistische Parteien gewählt? (07:10)
– Internationale Tendenzen (23:00)
– Wahlforschung in der Schweiz (26:24)
– Die Schweizer Parteienlandschaft (36:23)

Das Gespräch steht Ihnen auch als Audioversion zur Verfügung:

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