Serie «Die Geschichte des LSD» – Teil II

Ein farbiges Hirn schwankt auf schwabbeligen Beinen.

Was ist das Ich, wenn es so leicht zerbirst?

Wie LSD unsere Vorstellung von der Psyche verändert hat – und unser Bild vom Menschen. Teil II dieser Serie.

Von Olivia Kühni (Text) und Mrzyk & Moriceau (Illustration), 29.08.2018

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Vorgelesen von Anna-Tina Hess
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Zürcher Universitätsklinik Burghölzli, 1947. Europa liegt in Schutt und Asche. Das Burghölzli, hoch über dem See, inmitten von Bäumen und Grün, kennt man weit über die Schweizer Landesgrenzen hinaus. Carl Gustav Jung hat hier gewirkt, auch der Arzt, der sich an diesem Morgen für ein Experiment bereit macht, ist ein bekannter Mediziner: Werner A. Stoll, Sohn von Arthur Stoll, der Forschungsleiter bei der Basler Sandoz war.

So hat der junge Stoll Zugang zu einer Substanz, die er an diesem Morgen für einen Versuch bereit macht: Lysergsäure-Diäthylamid, LSD, das ein Chemiker in der Abteilung seines Vaters wenige Jahre zuvor entdeckt hat. Stoll verdunkelt das Zimmer und ruft einen Kollegen zu sich, der Protokoll führt, und nimmt dann 0,06 mg LSD. Es ist der erste klinische Versuch mit LSD.

«Es zeigte sich in zunehmendem Masse ein nie gekanntes Erleben von unvorstellbarer Intensität», notiert Stoll. Eine «unglaubliche Fülle von optischen Halluzinationen» habe er gehabt, «es war ein Emporschiessen, Kreisen, Strudeln, Sprühen, Regnen, Kreuzen und Umranken in ständigem jagendem Fluss».

Stolls Aufsatz, «Lysergsäure-diäthylamid, ein Phantastikum aus der Mutterkorngruppe», erscheint 1947 und steht bis heute in öffentlichen Bibliotheken.

Serie «Die Geschichte des LSD»

Der Schweizer Chemiker Albert Hofmann stellte vor 75 Jahren erstmals LSD her. Seitdem hat es seine Spuren hinterlassen. Olivia Kühni und Michael Rüegg zeichnen diesen Weg in drei Teilen nach.

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Was ist das Ich, wenn es so leicht zerbirst?

Teil III

Unfassbar mächtige Verbündete

«Nur mit grösser Mühe kann ich angefangene Sätze zu Ende diktieren», hält Stoll fest. «Ich wusste, dass ich nur einen Bruchteil der Bilder überhaupt fixieren, geschweige denn benennen konnte. Ich musste mich zur Beschreibung zwingen. Die Jagd der Farben und Formen, für die Begriffe wie Feuerwerk oder Kaleidoskop armselig und nie zureichend waren, weckte in mir das zunehmende Bedürfnis, mich in diese fremdartige und fesselnde Welt zu vertiefen.» Kurz: Stoll, der Wissenschaftler, «schwelgte in den Farben des Isenheimer Altars», einst den Opfern des Mutterkornpilzes erbaut.

Über LSD wird viel und gern geschrieben, gerade im Moment, 75 Jahre nach seiner Entdeckung. Der Rausch. Die Hippies. Die intensiven Farben. Selbstversuche, Musik und ein Hauch freie Liebe. Doch die Bedeutung von LSD geht weiter: Diese Substanz hat verändert, wie wir uns die menschliche Psyche denken. Vielleicht sogar den Menschen an sich.

Die Trennung von Körper und Geist

Jahrhundertelang begriff die europäische Geistesgeschichte die Seele oder den Geist als vom Körper verschieden, als etwas Göttliches und Ewiges – im Gegensatz zum verdorbenen, verderblichen Fleisch. Vor allem aber galten der Mensch und sein Bewusstsein bis weit ins 19. Jahrhundert als klar definierte Einheit, als Individuum, als der Vernunft mächtiges und eindeutig abgegrenztes Subjekt.

Erste Kontakte mit psychoaktiven Substanzen – Jahrhunderte nachdem indigene Völker in Lateinamerika sie längst kannten und als Medizin einsetzten – rütteln weiter an dieser Vorstellung. Sigmund Freud experimentiert mit Kokain. Der Berliner Toxikologe Louis Lewin entdeckt in den 1880ern die mexikanische Zauberdroge Mescalin. Medizinische Pioniere beginnen, die Existenz von Hormonen im menschlichen Körper zu beschreiben. Allmählich gewinnt die europäische Wissenschaft eine zarte Ahnung davon, was für ein Universum im Menschen lauert.

«Das Bild vom Menschen als Maschine, von seinem Innern als Blackbox, begann zu bröckeln», sagt Historikerin Magaly Tornay, die sich unter anderem mit Personenkonzepten in der Psychiatrie befasst.

Bahnbrechende Entdeckung: Albert Hofmann mit einem Modell des LSD-Moleküls zu Beginn der 1950er-Jahre. Novartis

Und inmitten dieser Zeit stolpert ein junger Chemiker in Basel 1943 über LSD. Eine Substanz drastischer als alles, was seither aufgetaucht ist. Nur wenige Mikrogramm sprengen in die Luft, was der Mensch über sich selbst zu verstehen glaubt. Heben ihn aus den Angeln, rühren an den «höchsten Regelzentren seiner psychischen und geistigen Funktionen», wie Albert Hofmann schreibt. Die Entdeckung erschüttert mit noch nie da gewesener Wucht alles, was der europäische Mensch über sich zu wissen glaubte.

Was bitte ist das Ich, wenn es so leicht zerbirst?

«Sind Sie sicher?», fragt Hofmanns Chef, nachdem ihm der Chemiker von LSD berichtet hat. «Sind Sie wirklich sicher?»

«Eine merkwürdige Ahnung»: Die Entdeckung von LSD

Der junge Chemiker Albert Hofmann stellt 1938 in einem Labor der Sandoz zum ersten Mal Lysergsäure-Diäthylamid (LSD) her, eine Verbindung aus einem Spaltprodukt des Mutterkorns (Lysergsäure). Die Substanz ist nur eine von vielen, die Hofmann herstellt: Weil das Mutterkorn neben seiner Giftigkeit auch für seine blutstillende Wirkung nach Geburten bekannt war, hoffen die Basler Chemiker auf spannende Ergebnisse – in irgendeiner Form.

Tatsächlich gehen aus den Versuchsreihen mehrere Medikamente hervor: blutstillende Mittel in der Geburtshilfe, für die Durchblutungsförderung im Alter, ein Blutdruckstabilisator.

Hofmann hat zuvor unter anderem mit dem Fingerhut und der Meerzwiebel gearbeitet; er liebt die Arbeit mit der «Chemie der Tier- und Pflanzenwelt», wie er später in seiner Autobiografie «LSD – mein Sorgenkind» schreibt. Aus diesem Grund hatte er sich überhaupt für Sandoz entschieden, wo er mit Naturstoffen arbeiten konnte, und zwei Angebote aus der chemischen Industrie ausgeschlagen.

«Immer wird gesagt und geschrieben, LSD sei eine Zufallsentdeckung», schreibt Hofmann, doch das sei nur teilweise richtig. «Es wurde im Rahmen einer planmässigen Forschung hergestellt, und erst später kam der Zufall ins Spiel.» Eigentlich will Hofmann ein Kreislaufstimulans gewinnen, doch LSD zeigt bei den Tests keine entsprechende Wirkung. Ausser dass die Versuchstiere unruhig werden.

«Eine merkwürdige Ahnung, dieser Stoff könnte noch andere als nur die bei der ersten Untersuchung festgestellten Wirkungsqualitäten besitzen, veranlasste mich, fünf Jahre nach der ersten Synthese LSD-25 nochmals herzustellen», so Hofmann.

Das ist im April 1943. Eine winzige Spur LSD verirrt sich auf Hofmanns Haut, er staunt über die «ungewöhnlichen Empfindungen». Drei Tage später, am 19. April 1943, nimmt er im Selbstversuch 0,25 mg LSD ein. Sein Höllenritt auf dem Velo nach Hause – «alles in meinem Gesichtsfeld schwankte und war verzerrt wie ein gekrümmter Spiegel» – ist seither als sogenannter «Bicycle Day» Legende.

Seit Jahrtausenden treibt Mystiker, Autorinnen und Philosophen die Frage nach dem Ich, nach seinem Bewusstsein und seinen Grenzen um. Zu ihnen gesellen sich Ende des 19. Jahrhunderts die Psychiaterinnen. Nun, angesichts von LSD und anderen psychoaktiven Stoffen, fiebern Wissenschaftler vor Entdeckerlust: Was hat es mit diesen Substanzen auf sich? Wie wirkt LSD tatsächlich? Und warum wirkt es – was löst es aus in diesem Ozean, der ihnen das Innere des Menschen war?

Zunächst haben die Pioniere ein offensichtliches Problem: Wie soll man objektivierbare Erkenntnisse über den menschlichen Geist gewinnen, wenn es dieser selbst ist, der sich beobachtet? Also müssen sie Wege finden, dem Spiegelkabinett wenigstens teilweise zu entkommen.

Ein Geist beobachtet sich selber

Stoll, Hofmann und andere Forscher setzen bei ihren Versuchen sich selbst oder medizinische und naturwissenschaftliche Kollegen ein. Ohne Anspruch auf Objektivität, aber in solidem Vertrauen darauf, dass sie dank ihres jeweiligen Trainings immerhin einen Forscherblick und entsprechendes Vokabular mitbringen würden – und somit das Erlebte einigermassen präzise wiedergeben.

Aus ähnlichem Grund, wegen ihrer besonders ausgebildeten Ausdrucksfähigkeit, sind auch Maler, Schriftsteller und Musiker beliebte Versuchssubjekte, «sie sind quasi hauptberufliche Selbstbeobachter, denen die Psychiater eine spezielle Affinität zur feinen Wahrnehmung und zur Expression zuschrieben», wie Historikerin Tornay schreibt.

Also zeichnen die Künstler unter LSD-Einfluss Bleistiftporträts ihrer Umgebung, die Chemiker sehen Benzolringe, und die Psychiater berichten – wie Stoll – von Kontrollverlust und Halluzinationen. Ebenfalls zum Einsatz kommen Rorschachtests, die als quasi-objektive Methode die Persönlichkeitsveränderung unter Substanzeinfluss dokumentieren sollen.

Eine Methode, um den Placebo-Effekt zu umgehen – jungen Psychiatern morgens in der Kantine heimlich LSD in den Kaffee zu geben –, stellen die Burghölzli-Forscher nach einem Zwischenfall ein: ein auf diese Weise behandelter euphorischer Jungarzt will sich mitten im Winter in den Zürichsee stürzen. Deutlich weniger harmlos ist später ein Forschungsprogramm des amerikanischen Geheimdienstes CIA, der Gefängnisinsassen und psychiatrischen Patientinnen ohne Einwilligung LSD verabreicht – Übergriffe, die nie richtig aufgeklärt wurden.

Die Spinnenexperimente von Peter Witt

Fast zur gleichen Zeit wie Werner Stoll am Burghölzli wird der Arzt und Pharmakologe Peter Witt in Bern aktiv. Der jüdische Bürgersohn aus Berlin hat ein abenteuerliches Leben hinter sich. Während der Naziherrschaft versorgt er im Untergrund Kriegsopfer und versteckt sich später auf einem südschwäbischen Bauernhof. Er ist zudem einer der Experten, die im Auftrag des amerikanischen Nachrichtendienstes Informationen zu Hitlers Drogenkonsum beschaffen sollen.

Biografische Texte beschreiben den jungen Witt als Naturliebhaber. Inzwischen in Bern, hat Witt eine Idee: Er experimentiert mit Spinnen. Der Forscher hält sie zu Dutzenden, gibt ihnen Namen und setzt sie unter Einfluss verschiedener Substanzen, darunter Koffein, Mescalin, Largactil, Haschisch oder eben LSD (die Methode wird später vielfach kopiert).

Witt dokumentiert, wie sich der Netzbau der Tiere verändert: Unter Koffein-Einfluss arbeiten sie schlampig; nach der Einnahme des Neuroleptikums Largactil stellen sie den Netzbau für mehrere Tage ein, es schwächt ihren Antrieb, ähnlich wie beim Menschen, wie Witt festhält. Während sie auf Haschisch besonders schön weben und auf LSD auffallend regelmässig.

Schlampig gesponnenes Netz einer Spinne auf Koffein.
Spinne auf Koffein. LIFE
Ein nicht zu Ende gesponnenes Netz einer Spinne auf einem Schlafmittel.
Spinne auf dem Schlafmittel Chloralhydrat. LIFE
Der Wissenschaftler Petter Witt injiziert eine Spinne mit einer Substanz.
Wie webt eine Spinne unter Drogeneinfluss ihr Netz? Der Arzt und Pharmakologe Peter Witt wills wissen. Joe Boog/BIPs/Getty Images
Regelmässig gesponnenes Netz einer Spinne auf LSD.
Spinne auf LSD. LIFE

Nach Jahren des Experimentierens – Sandoz stellt Forschungsinstituten die Substanz unter dem Namen Delysid zur Verfügung – haben Wissenschaftler in Zürich, Basel und Bern, in Berkeley und Harvard über LSD herausgefunden:

  1. Die wirksame Dosis beim Menschen beträgt etwa 0,3 Mikrogramm pro Kilogramm Körpergewicht.

  2. Die Substanz wirkt vor allem bei Menschen sowie in geringerem Mass bei anderen hoch entwickelten Spezies psychoaktiv. Das belegt auch Hofmanns Erkenntnis, dass sie an den «höchsten Regelzentren seiner psychischen und geistigen Funktionen» anknüpft – also am Bewusstsein.

  3. Die Substanz findet sich innert zehn Minuten verteilt in verschiedenen Organen, mit sehr geringer Konzentration im Gehirn, sie wird ausserdem körperlich leicht abgebaut über Leber, Galle und Darm.

Vor allem der dritte Punkt – die geringe Konzentration im Gehirn – bringt die Forscher relativ früh auf einen bahnbrechenden Gedanken: Offenbar ist es nicht LSD, das die Symptome auslöste. Sondern das Gehirn selbst, aktiviert von winzigen Spuren der Substanz.

Etwas Winziges löst Unglaubliches aus im menschlichen Gehirn. In diesem Organ, von dem man nur wenige Jahre zuvor noch geglaubt hat, es wie einen brachialen Motor nur mit heftigen mechanischen Impulsen – Elektroschocks – in Bewegung schütteln zu können.

Was ist es, das unseren Geist so sehr bewegt? Was tanzt in uns, wenn in ihm winzigste Spuren von LSD wirken?

Die Biochemie der Seele

Genau zehn Jahre nach der Entdeckung von LSD weisen die Biochemikerin Betty Twarog und der Physiologe Irvine Page die Existenz des Botenstoffs Serotonin im Gehirn nach.

Vier Jahre später, 1957, folgt die Beschreibung von Dopamin – eine Leistung, für die der Pharmakologe Arvid Carlsson im Jahr 2000 den Nobelpreis erhalten wird.

Danach ist in der Psychiatrie nichts mehr wie zuvor.

«Wäre LSD nicht entdeckt worden, hätten wir womöglich keines der Medikamente, mit denen wir heute Depressionen und anderes behandeln – oder zumindest hätten wir sie nicht so schnell», sagt der amerikanische Pharmakologe Dave Nichols im Wissenschaftsfilm «DMT: The Spirit Molecule».

Historikerin Tornay drückt sich ähnlich, aber vorsichtiger aus. «Die Entdeckung der Neurotransmitter im Gehirn und die Entdeckung von LSD hängen zusammen», sagt sie. «Nicht direkt linear, aber: LSD löste aus, dass man genauer hinschaute.»

Heute weiss man: Bei zahlreichen psychiatrischen Auffälligkeiten – ob man sie nun als Krankheit bezeichnen will oder nicht – spielt ein Ungleichgewicht bei einem oder mehreren Neurotransmittern eine Rolle. Bei Schizophrenie oder Depressionen, bei Parkinson, ADHS oder bipolaren Störungen.

Ein neues Bild von der menschlichen Psyche, vom Menschen überhaupt entsteht: Nicht nur Geist und Seele bilden sein Inneres, sondern auch biochemische Prozesse. Eine Einsicht, die Widerstand weckt, bis heute, vor allem im deutschsprachigen Raum, der Hochburg der Psychoanalyse und der Psychotherapie. Bereits 1957, am zweiten Internationalen Kongress für Psychiatrie an der ETH Zürich, gibt es Streit, berichtet Historikerin Tornay.

«Markierte die Ankunft der psychoaktiven Stoffe in der Psychiatrie auch das Ende aller psychologischen Faktoren im psychiatrischen Denken?», fragten sich die aus aller Welt angereisten Experten. «Bedeuteten sie, dass in nicht allzu ferner Zukunft eine biochemische Erklärung gefunden und das Verhalten vollständig auf chemische Formeln reduziert würde?»

Die kurze Antwort, von 2018 aus durch Raum und Zeit gerufen, lautet: ja. Manchmal.

Doch erst einmal passiert etwas, was Albert Hofmann bis zu seinem Tod betrüben wird: LSD, diese für die Wissenschaft so faszinierende Substanz, wird innert weniger Jahre zum Teufelszeug. Und jeder, der mit ihr arbeitet, zum Paria.

Plötzlich eine Droge

Die ersten zehn Jahre Forschung sind vielversprechend. Albert Hofmann notiert später, dass seine Entdeckung ihm «Beglückung und Befriedigung» verschafft habe. Wie ein pharmazeutischer Chemiker nunmal empfinde, wenn er einem wertvollen Medikament auf der Spur sei. «Denn die Schaffung neuer Heilmittel ist das Ziel seiner Forschertätigkeit; darin liegt der Sinn seiner Arbeit.»

Eine Gruppe Hippies tanzen in Ekstase bei einem LSD-Test.
Wie reagieren Menschen auf LSD? Hippies wollens wissen, in San Francisco in den 1960ern. Paul Ryan/Michael Ochs Archives/Getty Images

Doch es kommt anders. LSD wird erst missbraucht und dann geächtet. Und Hofmann trauert fortan um sein «Sorgenkind», darum, dass eine Substanz mit solcher «Tiefenwirkung … mit einem Genussmittel verwechselt» – und zur Droge wird.

In den 1960ern entdeckt die amerikanische Hippiebewegung LSD. «Acid» wird zum Rauschmittel, zum Symbol für den gesellschaftlichen Ausbruch und Aufbruch, mit dem früheren Harvard-Forscher Timothy Leary als einer Art Hohepriester. «Turn on, tune in, drop out», rief er den jungen Menschen in New York zu. Ein Satz, den allzu viele verstanden hätten als «Nimm Drogen und stell jegliche konstruktive Aktivität ein» – irrtümlicherweise, schrieb Leary später in seiner Autobiografie.

Für Sandoz wird das mögliche Heilmittel angesichts zunehmend hysterischer Medienberichte zu einem Reputations- und Geschäftsrisiko. 1966 entscheiden die Basler, die Abgabe zu stoppen. Innert weniger Jahre setzen mehrere Länder LSD auf ihre Drogenlisten; in der Schweiz gilt es seit 1971 als verbotenes Betäubungsmittel.

Doch die Schweiz, die Heimat von Hofmann und Stoll, von Jung und Witt, von Sandoz und Burghölzli, lässt Pionieren und Forschern einen winzigen Türspalt offen.

Sie wissen ihn zu nutzen. Und heute, drei Generationen später, ist die Zeit vielleicht reif für ein paar erstaunliche Erkenntnisse.

Weiterführende Literatur

Werner A. Stolls Bericht über seinen Selbstversuch («Lysergsäure-diäthylamid, ein Phantastikum aus der Mutterkorngruppe»), finden Sie im «Schweizer Archiv für Neurologie und Psychiatrie» (1947), erhältlich in öffentlichen Bibliotheken.

Magaly Tornay, «Zugriffe auf das Ich – Psychoaktive Stoffe und Personenkonzepte in der Schweiz, 1945 bis 1980» (2016).

Albert Hofmann: LSD – mein Sorgenkind (1979).

Timothy Leary: Flashbacks – An Autobiography (1983).

Den Film «DMT – The Spirit Molecule» finden Sie auf Netflix und Youtube.

Serie «Die Geschichte des LSD»

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