Was diese Woche wichtig war

Cricket-Star regiert Pakistan, Tsipras droht mit Bulldozern – und die Schweiz lechzt nach Wasser

Woche 31/2018 – das Kurzbriefing aus der Republik-Redaktion.

Von Michael Kuratli, 03.08.2018

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Cricket-Star will Wahlbeschwerden prüfen lassen

Darum geht es: Imran Khan, nationales Cricket-Idol, gewann in Pakistan die Parlamentswahlen. Sein Sieg nährt die Hoffnung auf einen Wandel im von islamistischem Terror geplagten Land.

Warum das wichtig ist: Zum ersten Mal in der Geschichte Pakistans liegt die Macht nicht bei einem der beiden bekannten Familienclans oder beim Militär. Wobei Erstere bereits Vorwürfe erhoben haben, die Wahlen seien zugunsten des militärfreundlichen Khan manipuliert worden. Bis anhin gaben sich die jeweiligen Vertreterinnen des Bhutto- und des Sharif-Clans beim Regieren die Klinke in die Hand. Khan gewann die Wahl mit dem Versprechen, die Korruption zu bekämpfen, eine Steuerreform durchzuführen und einen Sozialstaat zu errichten. Zwar lebt der nationale Cricket-Star, der mit seiner Mannschaft 1992 die Weltmeisterschaft über die ehemalige Kolonialmacht Grossbritannien errang, selbst nicht gerade bescheiden. Mit dem Verzicht, in den Palast des Premierministers einzuziehen, sendet er zumindest entsprechende Signale an seine Wählerschaft. Khan will die Grenze zu Afghanistan öffnen und strebt eine Versöhnung mit Erzfeind Indien an.

Was als Nächstes geschieht: Der Sieger hat angekündigt, die Beschwerden bezüglich Wahlmanipulationen prüfen zu lassen. Mit 114 Parlamentssitzen fehlen Khans Partei 23 Sitze für eine Mehrheit. Er wird also eine Koalition mit einer der unabhängigen Parteien bilden müssen.

Nach der Wahl in Zimbabwe eskaliert die Gewalt

Darum geht es: Am Montag wählte Zimbabwe einen neuen Präsidenten und ein neues Parlament. Nach ersten Zwischenresultaten kam es zu Protesten, Polizei und Armee schritten gewaltsamen ein.

Warum das wichtig ist: Das Land im südlichen Afrika führte zum ersten Mal seit der Absetzung von Langzeitdiktator Robert Mugabe freie Wahlen durch. Der Politikwissenschaftler Eldred Masunungure meinte vorab im Gespräch mit der Republik, die Wahlen würden fair genug ablaufen. Gemäss dem Chef-Wahlbeobachter der EU übte die Regierungspartei jedoch erheblichen Druck auf Wählende aus, gerade auf dem Land. Experten prophezeiten ein knappes Resultat. Gleich nach den Wahlen beanspruchten beide Seiten den Sieg für sich. Die verkündeten Zwischenresultate zu den Parlamentswahlen sehen die Regierungspartei Zanu-PF um Emmerson Mnangagwa als Gewinnerin. In der Folge brachen in der Hauptstadt Harare Proteste aus, welche die Regierung umgehend niederschlug. Damit signalisierte sie, dass sie die Anfechtung der Resultate nicht akzeptieren wird. Drei Menschen starben beim Einsatz der Polizei.

Was als Nächstes geschieht: Emmerson Mnangagwa wurde in der Nacht auf Freitag mit einem knappen Vorsprung von der Wahlkommission als Sieger der Präsidentschaftswahlen verkündet. Nach dem gewaltsamen Einschreiten von Armee und Polizei Anfang Woche verhielt sich die Opposition ruhig. Die Parteileitungen wollten die Resultate aber nicht akzeptieren. Der etablierte Repressionsapparat scheint wie zu Mugabes Zeiten bestens zu funktionieren.*

Tsipras droht mit Bulldozern

Darum geht es: In griechischen Küstenorten tobten vorletzte Woche verheerende Waldbrände. Mindestens 90 Tote forderten die Feuerstürme in verschiedenen Feriensiedlungen.

Eine Luftaufnahme von Mati bei Athen. Hier starben über 90 Menschen in den Flammen, unter anderem, weil Zäune ihnen den Weg zum Meer und zu den Rettungskräften versperrten. NurPhoto/Getty Images

Warum das wichtig ist: Es ist die höchste Anzahl Toter aufgrund von Waldbränden in Europa seit Jahrzehnten. Premierminister Alexis Tsipras wurde für seine späte Anwesenheit in der Krise kritisiert. Vergangene Woche übernahm er dann im Namen der Regierung die Verantwortung für die Katastrophe. Untersuchungen der Universität Athen sehen die Ursachen der tödlichen Brände in der illegalen Bebauung der Küstengebiete, die über keine Zufahrten für Löschfahrzeuge oder Fluchtwege für die Bewohner verfügten. Die Gebiete seien regelrechte «Feuerfallen».

Was als Nächstes geschieht: Tsipras zeigte Entschlossenheit, mit der seit Jahrzehnten geduldeten Praxis zu brechen: «Wenn wir Bulldozer zum Einsatz kommen lassen und uns auf Konfrontationen einlassen müssen, dann sei es so.»

Feuerverbote und drohende Schlachtungen aus Not

Darum geht es: Auch der Schweiz macht der mangelnde Regen zu schaffen – insbesondere der Landwirtschaft. Zuletzt war es 1921 so trocken wie diesen Sommer. Zum Nationalfeiertag sprachen mehrere Kantone ein absolutes Feuerverbot aus.

Warum das wichtig ist: Aus allen Poren triefend werden Sie vermutlich diese Zeilen lesen, und im selben Zustand wurden sie auch geschrieben. Der biblische «Schweiss unseres Angesichts» verbindet uns. Ob der alttestamentarische Schöpfer sich das so vorgestellt hat, als er Adam und Eva der Sage nach aus dem Paradies vertrieb, nachdem ein verbotener Apfel der Menschheit die Weisheit geschenkt hatte? Wenn es so weitergeht, könnten Äpfel in Zukunft jedoch Mangelware werden. Klimatologen meinen, wir sollten uns an die aussergewöhnliche Trockenheit gewöhnen. Die Bauern trifft es in fast allen Bereichen hart: Mangels Futter müssten bald Tiere geschlachtet werden, Kühe auf der Alp drohen zu verdursten und müssen per Hubschrauber getränkt werden. Derweil stellten sich Feuerwehr, Polizei und Armee zum 1. August hin verstärkt auf Waldbrände ein. Brände am Nationalfeiertag blieben aus, doch die einzelnen lokalen Gewitter verbesserten die angespannte Situation kaum. Offene Feuer, Grills und Feuerwerk waren und bleiben in vielen Kantonen absolut verboten, in anderen zumindest in der Nähe von Waldgebieten.

Was als Nächstes geschieht: Der August wird hart, die Trockenheit wird anhalten. Die Wasserstände sind bereits bedrohlich tief, und die Entnahme von Oberflächenwasser ist vielerorts verboten. Wie stark die Ernten in der Landwirtschaft betroffen sein werden, bleibt abzuwarten. Einzig Weinfreunde dürften sich auf einen guten Rotwein-Jahrgang freuen.

Ab heute geht es weiter mit der #Hitzewelle. Bis auf weiteres 30 bis teils 34 Grad im Flachland, bis 20 Grad auf 2000 m. Nullgradgrenze auf rund 4500 m. #Gletscherschmelze 🗻. Dazu: kein wesentlicher #Regen in Sicht. #Trockenheit verschärft sich. ^gf t.co/1jKrL52ygN

Zum Schluss: Von der Heldin zur Superheldin (nur kurz)

Schon fast ihr ganzes Leben kämpft die 20-jährige Nicole Maines für Anerkennung – ihre eigene und jene aller Transmenschen. Mit ihrem Buch über ihren Kampf und die Auswirkungen auf die ganze Familie gab sie der Community eine Stimme und Hoffnung. In Zukunft tut sie dies nun auch auf dem Bildschirm – ausgerüstet mit Superkräften. In der vierten Staffel der Serie «Supergirl» wird Maines die Rolle der Dreamer spielen. Mit welchen Superkräften ihre Figur genau ausgerüstet sein wird, ist noch unklar. Auf alle Fälle geht es in Richtung Hellseherei. Das hätte sie sich als Kind wohl nie träumen lassen.

Dies ist ein Youtube-Video. Wenn Sie das Video abspielen, kann Youtube Sie tracken.
Transgender: You're Part of the Story | Nicole Maines | TEDxSMCC

* Dieser Abschnitt wurde am 3. August aktualisiert.

Was diese Woche wichtig war

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