Christine Abbt
Aufmerksames Zuhören wirkt subversiv, sagt Christine Abbt. Weil wir damit unsere Vorurteile und Klischees unterlaufen und beginnen, Andersdenkende zu begreifen. Ein Nachdenken über gute Debatten für eine bessere Demokratie mit der Professorin der Philosophie und Moderator Roger de Weck.
Mit Roger de Weck (Moderation), 11.07.2018
«Enthaltsam zuhören» und «adressierend schweigen» (Jacques Derrida) – durch diesen Wechsel der Perspektive erhalte man Kenntnis und Selbsterkenntnis, sagt Christine Abbt. Ohne die Bereitschaft zum Zuhören laufe die Meinungsvielfalt in der demokratischen Debatte ins Leere, so die Philosophin und Mitleiterin des Zentrums für Aufklärung, Kritisches Denken und Pluralität an der Uni Luzern weiter.
Eine etwaige starre Schweizer Leitkultur hält sie denn auch für monopolitisch, undemokratisch, ja geradezu autoritär. Sie zitiert Immanuel Kant, der bornierte, gebieterische Egoisten als Zyklopen bezeichnete, die nur die eigene Weltanschauung kennen und gelten lassen. Und stellt ihm Platon gegenüber, der den aristokratischen Ständestaat lobte, in dem jede Person die Aufgabe erfüllt, die ihrem Stand gebührt.
Anders herum: Wer die Demokratie schwächt, schwächt die Gleichheit unter den Menschen und nimmt ihnen die Freiheit. Die heikle Balance zwischen Freiheit und Gleichheit zu finden und auszuhalten, sei eine Dauer- und Kernaufgabe von Demokratinnen und Demokraten, sagt Abbt.
«An der Bar» – ein philosophisches Gespräch vor überaus aktuellem Hintergrund.
Was Sie im Beitrag erwartet:
– Zuhören – ein subversiver Akt, 1:03;
– Austausch versus Schlagabtausch, 04:09;
– Egoisten & Narzissten, 09:48;
– Solidarität ohne Mitgefühl 14:32;
– Redensarten und Klischees, 24:46;
– Die Verknappung der Sprache, 26:53;
– Verschiedene Formen des Denkens, 28:49;
– Was bedeutet Aufklärung heute? 29:22;
– Demokratie ist Freiheit und Gleichheit, 34:33;
– Was ist das Philosophieren? 47:11.
Das Gespräch steht Ihnen auch als Audioversion zur Verfügung: